Wuppertaler SV Umstrittener Wahlvorgang wird zur Zerreißprobe für den WSV

Wuppertal · Sportlich scheint der Wuppertaler SV nach dem 1:0-Sieg in Ahlen den Weg in Richtung Klassenerhalt eingeschlagen zu haben. Hinter den Kulissen durchlebt der Verein allerdings eine erneute Zerreißprobe.

Verwaltungsratsvorsitzender Christian Vorbau im Gespräch mit WSV-Vorstand Thomas Richter.

Foto: WZ/Otto Krschak

In einer Pressemitteilung haben Ralf Dasberg, Harald Lucas und Norbert Müller eine gerichtliche Überprüfung des Rechtsstatus des Verwaltungsrates eingeleitet und erheben Vorwürfe gegen Christian Vorbau, Vorsitzender des Verwaltungsrates.

Im Dezember waren die damaligen acht Verwaltungsratsmitglieder aufgerufen, unter acht Kandidaten fünf auszuwählen, um den Verwaltungsrat auf die Nenngröße von 13 Personen aufzufüllen. Die Verwaltungsräte werden normalerweise durch die Mitgliederversammlung gewählt. Bei einer Aufstockung bis zur Höchstzahl 13 darf aber das Gremium über neue Mitglieder abstimmen. Bei der Wahl wurden der frühere Oberbürgermeister Andreas Mucke, der scheidende GMW-Werksleiter Hans-Uwe Flunkert, Stephan A. Vogelskamp von der Bergischen Entwicklungsgesellschaft, Anwalt Karsten Schaudin sowie Ex-WSV-Geschäftsstellenleiter Helmut Lepiorz gewählt.

Nach Ansicht der Beschwerdeführer war einer der Gewählten zum Zeitpunkt der Wahl nicht Vereinsmitglied. Nach Informationen der WZ soll es sich um Hans-Uwe Flunkert gehandelt haben. Die Beschwerdeführer melden daher Bedenken an, ob der Verwaltungsrat rechtssichere Beschlüsse fassen kann. „Für dieses Desaster trägt der Vorsitzende des Verwaltungsrates die Verantwortung, weil er als Wahlleiter fungiert und es unterlassen hat, die Wählbarkeit der Kandidaten prüfen zu lassen, obwohl hierfür die Zeit ausgereicht hat“, heißt es in der Mitteilung.

Angesichts dieser Vorwürfe erscheint es fraglich, ob es im Gremium noch zu einer gütlichen Verständigung kommen kann. Am Dienstagabend (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) tagte der Verwaltungsrat digital. Thomas Richter, Vorstandsmitglied des WSV, rief die Mitglieder zur Besonnenheit auf. „Es muss um den Verein und die Sache gehen“, sagt Richter. 

Schon vor der Wahl hatten sich zumindest zwei Lager im Verwaltungsrat abgezeichnet. Auf der einen Seite stehen Mitglieder, die in der finanziellen Hilfe durch Ex-Präsident Friedhelm Runge den Schlüssel zur Rettung und besseren Zukunft des WSV sehen. Auf der anderen Seite stehen Mitglieder, die Friedhelm Runges Unterstützung für den Verein in finanzieller Notlage wertschätzen, jedoch langfristig das Ziel verfolgen, den Verein breiter aufzustellen, um ihn so für andere Sponsoren und Unterstützer attraktiv zu machen. Weder dem einen noch dem anderen Lager möchte sich Verwaltungsratsmitglied Norbert Müller zurechnen lassen. „Mir geht es um die Sache. Der Vorschlag, die Wahl zu wiederholen, wurde vom Vorsitzenden des Verwaltungsrates abgelehnt. Er ist nicht in der Lage, das Gremium zu leiten“, sagt Müller.

Marc Schulz, politischer Koordinator des Oberbürgermeisters, hatte sich ebenfalls für den Verwaltungsrat beworben. Er bedauert die Entwicklung und schreibt in den Sozialen Medien: „Da stellen sich unter anderem mit dem ehemaligen Oberbürgermeister und leidenschaftlichen WSV-Fan Andreas Mucke einige sehr gut in der Stadt vernetzte Menschen zur Verfügung, den Verein nach der Insolvenz zu unterstützen und eine unabhängige und nachhaltige Neuaufstellung zu ermöglichen, und das Einzige was Teile des Verwaltungsrates (offenbar mit Unterstützung des Vorstandes) im Sinn haben, ist, den Verein durch destruktive Prozesshanseleien in die Handlungsunfähigkeit und somit in eine erneute finanzielle Abhängigkeit zu treiben.“

Thomas Richter weist den Vorwurf von Schulz gegenüber dem Vorstand zurück. Er spricht von einer internen Angelegenheit des Verwaltungsrates, mit der Friedhelm Runge nichts zu tun habe. „Wenn es uns nicht gelingt, das alles vernünftig zu klären, ist für den WSV der Weg durch den FC Remscheid und Union Solingen vorgezeichnet“, so Richter.