WZ-Mobil Maifeiertag heute: „Notwendiger denn je“
Am WZ-Mobil ist die Bedeutung durchaus präsent. Traditionelle Kundgebung Montag
Elberfeld. Der erste Mai? „Es gibt immer noch große Gruppen von politisch interessierten jungen Leute, denen sehr klar ist, warum es diesen Tag gibt und woher er kommt“, sagt DGB-Gewerkschaftssekretär Guido Grüning, Und bei der gestrigen Umfrage am WZ-Mobil am Laurentiusplatz wurde in der Tat deutlich, dass der 1. Mai durchaus ein Feiertag ist, der Menschen etwas sagt. So zum Beispiel Jenny Meute. Sie kennt die Geschichte des Maifeiertags genau: „Die Arbeiterbewegung hat an diesem Tag ihre Wurzeln. Mit den Demos und was man damit verbindet, bin ich groß geworden“, sagt sie und ergänzt: „Es ist erstaunlich, dass sich der 1. Mai als freier Tag gehalten hat, obwohl es kein kirchlicher Feiertag ist.“ Natürlich freue sie sich auch darüber, „dass ich nicht arbeiten muss“.
Das geht am Montag beileibe nicht allen Wuppertalern so: Marcus Schwiertz beispielsweise muss an diesem Tag arbeiten: „Wir haben derzeit Hauptsaison mit unseren Blumen, und auch die Landwirtschaft nutzt den Tag als Arbeitstag im wahrsten Sinne des Wortes.“
Helmut Wachenfeld sagt: „Ich habe den 1. Mai immer befürwortet als Gedenktag für die Industrielle Revolution. Ansonsten finde ich es auch in Ordnung, den Tag mit angenehmen Bräuchen zu feiern und nicht mit der Fahne über die Straße zu rennen.“ Ehefrau Ursula Wachenfeld ist das Datum selbstverständlich ein Begriff: „Der Tag der Arbeit hat seine Wurzeln in der Arbeitskampfbewegung.“
Lilian Rothaus verbindet mit dem 1. Mai viele private Begebenheiten: „Da hat beispielsweise meine Freundin Geburtstag. Und ich erinnere mich, dass ich an diesem Tag oft einen Anstecker mit einer roten Nelke trug, wovon ich acht Stück zu Hause habe. Mein Vater war damals sehr engagiert in der Arbeiterbewegung.“
Wie auch andere gesetzliche Feiertage sei der 1. Mai jedoch nicht mehr bei jedem so präsent, meint Volker Dücoffre: „Das ist zumindest der Eindruck in meiner Umgebung.“ Vor 30, 40 Jahren, sei die Friedensbewegung allgegenwärtig gewesen — der Zeitgeist sei ein anderer. Gerade die jüngeren Leute seien zum Teil politisch weniger interessiert. „Sie haben aber vielleicht auch weniger Zeit, sich damit intensiver auseinanderzusetzen“, gibt Ehefrau Rita Dücoffre zu bedenken.
„Demos, Tag der Arbeit“, zählt Rosemarie Sperling auf, die aus Schwelm nach Wuppertal gekommen ist. „Der 1. Mai ist mir eigentlich immer sehr präsent.“ Obwohl zu bemerken sei, dass junge Leute ihm teils weniger Aufmerksamkeit schenkten. Viel herausfordernder sei deren Arbeitsalltag heutzutage. „Bei uns war das damals relaxter.“
Auch deshalb sei der 1. Mai heute wichtiger denn je, betont Grüning: „Weil wir kurz davor stehen, eine Generation in ein neues Industriezeitalter zu überführen.“ Deshalb sei es umso entscheidender, sich darüber auseinanderzusetzen, „wie wir in Zukunft leben und arbeiten möchten. Und da ist die Gewerkschaft der beste Partner“.