Menschenskizzen mit viel Humor

Ari Plikat stellt im Café du Congo aus. Der bekannte Cartoonist zeigt seine Bierdeckel und lässt sich beim Bemalen der Fenster des Lokals zuschauen.

Foto: Anna Schwartz

Wer gruselt sich wohl mehr? Der Mann und der Wurm auf seinem Kopf schauen gleichermaßen entgeistert aus der Wäsche. „Du wirst auch mal alt“, verspricht das monsterhafte Wesen, das da auf dem Omasessel sitzt, dem kleinen Jungen. Kleine Geschichten, skizzenhaft und prägnant auf kleine Bierdeckel-Pappe gebannt — der Cartoonist Ari Plikat stellt seine Arbeiten im Café du Congo aus. Heute wird die neueste „Schwarz und Weiß“-Ausstellung feierlich eingeweiht, gestern konnte man dem 60-Jährigen bei der Arbeit zusehen. Er bemalte die Fenster des Lokals an der Luisenstraße.

Es geht darum, (Wuppertaler) Künstler zu unterstützen und ihnen eine Bühne zu geben. André Poloczek war 2016 der erste, der im Café du Congo ausstellte. Diesem schwierigen Ort mit den teilweise schräg zulaufenden Wänden, den tief hängenden Lampen, „den sich erstmal keiner zu bespielen traut, den aber alle Künstler nach anfänglichem Stöhnen sehr gut genutzt haben“, sagt Videokünstler Kai Fobbe, der das Congo zunächst für sich selbst als Ausstellungsort entdeckte. Bis Ende 2017 wurden Wuppertaler gezeigt, seit 2018 auch Externe. Nun also Ari Plikat, der für Titanic, Stern, Italien, Eulenspiegel, Pardon, taz und andere zeichnet, der mehrfach ausgezeichnet wurde, der in Dortmund lebt, aber die Stadt kennt. Polo, so der Künstlername des Wuppertalers Poloczek, fragte den bekannten Cartoonisten an. Und Fobbe half bei der Organisation. Der Wuppertaler Fobbe hat ein großes Herz für Cartoons, brachte mit Hilfe von Achim Brand, der das Café führt, beide zusammen. Die Jackstädt-Stiftung trug von Anfang an die Kosten für das „Drumherum“. Der Name der Reihe greift das Bild des Zeichners auf, der mit schwarzem Stift auf weißem Papier arbeitet. „Aber schon Polo hielt sich nicht daran“, lacht Fobbe.

Plikat auch nicht, der zum ersten Mal Fenster bemalt. An diesem leicht sonnigen Mittwoch bringt er „ohne festes Ziel“ und mit Skizzenbuch weiße Fingerfarbe auf frisch geputzte Fenster. Eine Herausforderung für ihn: „Das wird etwas grobschlächtig, man kann auch plakativ sagen.“

Ansonsten zeigt Plikat seine bunten Pappebilder, weshalb die Ausstellung „Sammelpappen“ heißt. Sie können, zu sechst auf 18 Din-A3-Bögen gedruckt neben einem Din-A3 großen Druck eines dickbauchigen, fröhlichen Tänzers vom „Team Bausch“, in Anspielung auf das berühmte Tanztheater, gekauft werden. Weitere 108 Bierdeckelbilder, die auf drei 70 mal 100 Zentimeter große Sammelbilder verteilt wurden, können dagegen nur angeschaut werden. Bei der Vernissage heute Abend wird außerdem ein einziges rundes Pappdeckelbild gezeigt, über dessen Beschaffenheit der Künstler im Vorfeld nichts sagen will. Im Frankfurter Caricatura Museum 2017 zeigte der Illustrator erstmals seine kleinen Bildchen, zusammen mit Pappenheimern, die mangels sicherer Aufstellung diesmal zuhause bleiben müssen.

Plikat legt sich auf keine Themen fest. Es geht ihm um den Mitmenschen, den er kritisch und humorvoll betrachtet. Klar spiele Gesellschaftskritik eine Rolle, es komme aber „in alle Richtungen was dazu“. Oft entwickelt sich das Bild während seiner Entstehung, bleibt stets für den Betrachter interpretierbar. Menschen und Tiere sind die Protagonisten, nicht selten wird ein Wortspiel bildlich umgesetzt. So auch bei den Fensterbildern, die auf die Lokalität anspielen. Und deren Zukunft erstmal nur bis zum 30. April gesichert ist. Der nächste Fensterputz kommt bestimmt.