Mettigel für jeden Bauarbeiter

Kolumnist Uwe Becker über seine ganz eigene Dschungel-Prüfung.

Foto: Joachim Schmitz

Als ich in der letzen Woche eine Folge von „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus“ anschaute, stellte ich mir vor, die Camp-Bewohner wären unsere Wuppertaler Lokalpolitiker. Diese Bilder verfolgen mich noch heute: Kämmerer Johannes Slawig muss in der ersten Dschungel-Prüfung lediglich eine Tasse Kaffee trinken und ein Schweineohr aus der Bäckerei verdrücken, ansonsten wäre die Wiederwahl des Kulturdezernenten Matthias Nocke ungültig. Der Wuppertaler Finanz-Chef löst die Aufgabe natürlich problemlos. Die Kandidaten der FDP und der WfW reagieren mit Kopfschütteln und Unverständnis: „So eine leichte Prüfung, das stinkt doch zum Himmel!“

Zur nächsten Aufgabe müssen die beiden Fraktionsvorsitzenden von SPD und CDU, Klaus Jürgen Reese und Michael Müller, antreten. Zum Erstaunen aller Zuschauer müssen die beiden nur ein paar Tauben vom Elberfelder Markt verscheuchen und eine leckere Currywurst mit Pommes und Majo aus Müllers eigenem Imbisswagen essen. War das wieder eine dieser Absprachen zwischen SPD und CDU? Reese und Müller lassen es sich jedenfalls schmecken, lächeln aber ein wenig gequält in die Kamera, damit ihr Wohlbehagen nicht zu sehr auffällt.

Marc Schulz vom Bündnis 90/Die Grünen und Gunhild Böth von der Linkspartei beschweren sich sofort beim Moderatoren-Duo Dörte aus Heckinghausen und Andreas Mucke, die aber leider nicht helfen können: „Die Regeln für ,Ich bin ein Lokalpolitiker - Holt mich hier raus!’ macht die GroKo im Rathaus.“

Frau Böth und Herr Schulz treten dagegen zu einer sehr viel schwierigeren Prüfung, ja, Ekel-Prüfung an. Die Sozialistin und der grüne Realo bekommen die Aufgabe, im denkmalgeschützten Gebäude der ehemaligen Bundesbahndirektion am Döppersberg nach lebenden Bauarbeitern zu suchen, die dort im Auftrag eines Investors das City-Outlet Wuppertal errichten. Für jeden Bauarbeiter, den die beiden Politiker bei der Arbeit antreffen, gibt es für alle Kandidaten des Dschungel-Camps einen saftigen Mettigel.

Natürlich kommen Marc Schulz und Gunhild Böth mit leeren Händen zurück. Im Basis-Camp stecken die beiden Oppositionspolitiker dafür massive Kritik ein. Die Fraktionsvorsitzenden von CDU und SPD werfen ihnen vor, nicht richtig gesucht zu haben: „Da müssen Bauarbeiter sein, Investor Clees lügt doch nicht!“, so ein sehr erregter Klaus Jürgen Reese. Schulz versichert, in jeder Ecke nachgeschaut zu haben: „Da war nix, eine Schaufel, ein Sack Zement und ein Eimer, hallo?“

Die Dschungelkandidaten müssen nun hungrig auf ihren Pritschen in den Schlaf finden. Nachdem die übrigen Kandidaten mit Magenknurren eingeschlafen sind, verzehren die Herren Reese, Müller und Slawig in der nächtlichen Stille heimlich die von ihren Frauen liebevoll geschmierten Butterbrote und verköstigen dazu kongenial einen guten Roten. Zum Schluss wählen die Zuschauer mich zum Dschungelkönig, obwohl ich gar nicht mitgespielt habe. Qualität setzt sich am Ende immer durch.