„Mit 500 Euro kommt man auch in Griechenland nicht weit“

Wuppertaler Griechen sprechen über die aktuelle politische Lage in ihrem Land.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Das Griechenland-Hilfspaket läuft Ende Februar aus. Ohne Unterstützung der EU, die auf dem EU-Gipfel in Brüssel derzeit nach einer Lösung sucht, droht dem Land der finanzielle Kollaps und möglicherweise der Austritt aus der EU. Die neu gewählte griechische Linksregierung Syriza um Regierungschef Alexis Tsipras möchte gemäß ihren Wahlversprechen die Reichen mehr zur Kasse bitten, um eine gerechtere Verteilung im Land zu gewährleisten. Die WZ hat sich unter den rund 6000 in Wuppertal lebenden Griechen zur aktuellen politischen Lage in ihrem Land umgehört.

Thomas Aslanidis (40), der in Wuppertal geboren wurde, später nach Griechenland ging und vor drei Jahren zurückkehrte, sagt dazu: „Ich glaube, dass 80 Prozent der hier lebenden Griechen wollen, dass Griechenland Pleite geht. Mit einem Nettoverdienst von 500 Euro kommt man nicht weit. Die Leute haben Hunger und haben die Städte verlassen, um auf den Dörfern Obst und Gemüse anzubauen.“

Prodromos Arvanitidis (20) hofft, dass die neue Regierung besser für das Land ist: „Tsipras will mehr Arbeitsplätze schaffen, den Stundenlohn erhöhen und die Menschen zurück nach Griechenland holen. Bei der letzten Regierung sind die Gelder an die Banken und Politiker geflossen und nicht an die kleinen Leute.“ Fortini Pedi (38), deren Freundin nach ihrem Studium nun in Düsseldorf als Ärztin praktiziert, weil sie in Griechenland gerade einmal 800 Euro verdienen sollte, glaubt an die neue Regierung: „Tsipras hat viel versprochen und will die jungen Leute in Griechenland halten. In den vergangenen Jahren sind 80 Prozent der Schüler und Studenten ins europäische Ausland gegangen, weil sie keine Perspektive sahen.“

Argyrios Chrysafidis (26), Inhaber des Lebensmittelhandels „Ägäis“, weiß, dass sein Heimatland aus der Schuldenkrise heraus muss: „Schlimmer als es war, kann es nicht werden. Jetzt muss etwas passieren. Der Mindestlohn ist ein erster Schritt.“

Das meint auch Michail Mouratoglou (38) und fügt hinzu: „Man wird sehen, ob die neue junge Regierung ihre Ideen durchsetzen kann.“ „Die Griechen wollen nicht aus der EU austreten. Währung, Lohn und Renten sind zwar in den vergangenen Jahren gesunken, aber ich hoffe, dass die neue Regierung ihr Versprechen einlösen und auf das Volk hören wird“, ist Vasilios Theodosiou (35), Inhaber des „Café Joy“ zuversichtlich.