Mit 97 Jahren zur Blutwäsche

Rund 100 Dialyse-Patienten werden an der Hofaue betreut, sie werden immer älter.

Wuppertal. Seit sieben Jahren kommt Grete Schlichter-Wied drei Mal pro Woche zur Blutwäsche in die Dialysepraxis an der Hofaue. Dreieinhalb Stunden lang wird ihr Blut bei jeder Sitzung über einen Dialysator, der wie eine künstliche Niere funktioniert, entgiftet. Dabei wird dem Blutkreislauf eine Spüllösung zugeführt, die die Giftstoffe aus dem Blut filtert.

Grete Schlichter-Wied ist eine von mehr als 100 Dialyse-Patienten, die an der Hofaue versorgt werden, weil ihre Niere aufgrund von Diabetes, Bluthochdruck oder einer Entzündung nicht mehr funktioniert. Das besondere an ihr: Die ehemalige Friseurmeisterin mit Salon an der Varresbecker Straße ist stolze 97 Jahre alt - und nimmt die Prozedur mit der ihr eigenen optimistischen Lebenseinstellung: "Ich esse immer etwas dabei und gucke am liebsten eine Kochsendung, dann geht’s leichter", sagt die Wuppertalerin lachend, während sie an den Dialysator angeschlossen ist. Viele andere Patienten schlafen bei der Behandlung, schauen fern oder lesen. Die alte Dame, die immer vom Taxi gebracht wird, lebt im betreuten Wohnen und ist noch vollkommen mobil und fit. Die Dialyse nimmt sie mehr als Abwechslung im Alltag denn als störend hin.

"Unsere Dialyse-Patienten werden immer älter", beobachtet Dr. Meinhard Schostok, der behandelnde Arzt. " Vor zehn Jahren lag das Durchschnittsalter bei 60, heute bei 70 Jahren." Viele von ihnen sind poly-morbide, das heißt sie haben Nebenerkrankungen an Herz und Lunge oder leiden an Diabetes.

Die älteren Patienten müssen die Mitarbeiter während der Blutwäsche besonders im Auge behalten und Blutdruck und Puls regelmäßig überprüfen. Auch dürfen die Betroffenen nur die lebenswichtigen Medikamente einnehmen, damit sich im Blut nicht zu viele Giftstoffe anhäufen.

Grundsätzlich ist eine Transplantation übrigens auch bei älteren Menschen nicht ausgeschlossen. "Wir haben auch schon 70-Jährige transplantiert", sagt Schostok. Dafür gibt es ein spezielles Senioren-Spenderprogramm, bei dem Menschen über 65 ihre Niere nach ihrem Tod an gleichaltrige spenden. Die durchschnittliche Wartezeit dafür liegt bei rund drei Jahren.