Mit der Armbrust auf der Jagd nach dem Opfer
Rundum gelungener Krimi aus der Reihe Bergisches Land.
Wolfgang Voosen arbeitet gründlich. Obwohl er mit „Nicht die Zeit zu sterben“ bereits seinen vierten Krimi vorlegt, hat sich der 71-Jährige ausführlich von Polizisten, Staatsanwälten und im Landeskriminalamt beraten lassen. Das merkt man seinem Buch an. Sehr authentisch wirken die Abläufe und Details. Mühsam müssen sich seine Polizisten vorantasten, oft unter dem Druck ihrer Vorgesetzten. Sie schieben Überstunden um Überstunden und bekommen deshalb Ärger mit ihrer Familie. Denn ein Serienmörder macht Wuppertal unsicher. Oder, wie die Ermittler bald feststellen: eine Serienmörderin. Fein säuberlich drapiert sie ihre Opfer an Stellen, die zwar abgelegen sind, aber trotzdem ein zügiges Auffinden der Leiche garantieren. All diese Männer wurden per Armbrust erschossen.
Die Täterin geht professionell vor: Keine winzige DNA-Spur verrät sie, keine Fluse, an alles hat sie gedacht. Zwischendurch wechselt Voosen zur Täterin: Ohne sie zu verraten, schildert er ihre Gedanken und Emotionen. Er lässt den Leser teilhaben an ihrer riesigen Wut, ihren Verletzungen und ihren Rache-Gefühlen nach einer aus dem Ruder gelaufenen Schützen-Party.
Dann wieder schneidet er zu den Ermittlern. Kein einzelner Kommissar steht hier im Mittelpunkt, sondern ein buntes Team mit Marc und Ralph an der Spitze. Mal werden die einen von einer Grippe außer Gefecht gesetzt, mal verabschieden sich am Freitag alle ins wohlverdiente Wochenende, während der Leser schon weiß, dass sich das nächste Opfer bereits in den Fängen der Täterin befindet. Und doch kommen die Kriminalbeamte mit ihrer akribischen Kleinarbeit voran.
Bis zur letzten der 243 Seiten hält Voosen die Spannung. Abwechslungsreich mischt er soziale Aspekte mit kriminaltechnischen Abläufen. Die lokale Verortung beschränkt sich nicht auf Schauplätze, sondern findet in den Charakteren ihre Entsprechung. Ein rundum gelungener Krimi aus der Reihe Bergisches Land.