Ohne Vereine geht im Tal nichts

Was wäre Wuppertal, wenn es keine ehrenamtlichen Macher mehr gäbe? Von einer Stadt fast ohne Sportplätze, Bäder, Museen und Feste.

Nach Zahlen des Amtsgerichts hat Wuppertal rund 2500 eingetragene Vereine. Was würde passieren, wenn die unzähligen Menschen, die dahinter stecken, ihre unbezahlte Arbeit von heute auf morgen einstellen würden? Ein paar verzichtbare Stammtische und Sonntagsausflüge weniger? Von wegen. Es lohnt sich ein gedanklicher Rundgang durch ein Tal ohne Vereine.

Die Turnschuhe dürfen zu Hause bleiben. An den Sportanlagen der Stadt stehen wir vor unzähligen Absperrbaken. 34 Plätze und Anlagen im Stadtgebiet werden von Vereinen betrieben, die auch die Verkehrssicherungspflicht übernehmen. „Die Stadt könnte die Kosten dafür nicht mehr tragen und müsste die Plätze absperren“, sagt Norbert Knutzen, Leiter des Sport- und Bäderamtes. Nur noch vier Anlagen blieben über: das Stadion am Zoo, die Bezirkssportanlage Uellendahl und die Sportplätze Oberbergische Straße sowie Gelber Sprung.

Obwohl es nur noch vier Sportstätten gibt, ist der Andrang dürftig. Da keine Nachwuchsarbeit betrieben wird, ist das Interesse am Sport abgeflacht. Die Jugendlichen teilen sich in zwei Lager auf: Diejenigen, die man überhaupt nicht mehr auf der Straße sieht, und diejenigen, die aus Langeweile auf dumme Ideen kommen.

Wuppertal leidet aber nicht nur durch den Verlust im Breitensport, sondern verliert auch seine Leistungssportler. Ein herber Verlust für das Bild der Stadt nach außen. „Das sind ja unsere Botschafter“, sagt Knutzen.

Die Außenwirkung der Stadt leidet auch darunter, dass keiner mehr ein Auge auf die Nordbahntrasse hat. „Die Weiterentwicklung der Trasse würde aufhören“, sagt Carsten Gerhardt, Vorsitzender der Wuppertalbewegung. Neue Spielgeräte oder Bänke am Trassenrand gibt es nicht und der Bestand wird nicht erneuert. Die Schwarzbachtrasse geht als „schöne Idee“ in die Geschichtsbücher ein — mehr nicht.

Ein Blick in die Stadtteile zeigt mehrere verfallene Immobilien. Ohne Fördervereine schließen mit einem Schlag die Freibäder Eckbusch, Vohwinkel, Neuenhof und das der Wasserfreunde sowie das Bandwirkerbad Ronsdorf.

Der Besuch auf den Südhöhen ist ein trauriger. Nur die Schienen erinnern noch an die Bergische Museumsbahn. Die Straße in Ronsdorf sind ohne Picobello-Tag deutlich schmutziger. Das Bandwirkermuseum ist geschlossen und auf dem Bandwirkerplatz steht in der Adventszeit kein Weihnachtsbaum mehr.

Zu feiern gäbe es auch nichts mehr. Der Liefersack ist nur ein Beispiel für die unzähligen Stadtteilfeste, die ohne die Vereine ausfallen würden. In der Folge fließt kein Geld an soziale Einrichtungen wie Altenheime und Jugendtreffs.

Auch den Schulen und Kitas wird im Kleinen unter die Arme gegriffen. Nur ein Beispiel: Aus der Vereinskasse spendet der Heimat- und Bürgerverein Geld, damit die Martinszüge nicht ohne St. Martin stattfinden müssen.

Das Leben im Stadtteil wird isolierter. „Wir tragen etwas zum Miteinander bei. Im Heimat- und Bürgerverein vernetzen sich die Leute“, sagt die Vereinsvorsitzende Christel Auer. Älteren Menschen fällt es in den Außenbereichen rein räumlich schwerer, am sozialen Leben teilzuhaben: Bürgerbusse waren einmal.

Fazit: Ohne die Vereine ist die Stadt nicht viel mehr als Straßen, Gebäude und Menschen, die es von A nach B zieht. Das Minimum. Die Vereine füllen die Hülle mit Leben.