Mit der Prominenz im Revier

Tuchfühlung: Samuel Scholz aus Ronsdorf schloss Bekanntschaft mit den TV-Polizisten Toto und Harry. Der Zehnjährige hatte viele Fragen.

<strong>Wuppertal. Einer im Leben muss immer der Harry sein. Zu dieser Erkenntnis kam der Kabarettist Volker Pispers nach intensivem Genuss der ZDF-Krimiserie mit Stephan Derrick und Harry Klein. "Harry, hol den Wagen", gilt dann auch für die Polizisten Torsten Heim und Thomas Weinkauf, die als Toto und Harry durchs Ruhrrevier und über die Mattscheibe flitzen. Dass stets Thomas der Harry ist und am Steuer sitzt, hat Samuel Scholz haarscharf bemerkt und will deshalb von Toto wissen: "Hast du keinen Führerschein?" "Doch, aber wir sind ein Team. Ich mache die Skizze, die anderen führen aus."

Der zehn Jahre alte Samuel aus Ronsdorf ist wegen einer Muskelerkrankung schwerstbehindert. Zur Erfüllung seines Herzenswunsches, die beiden Fernsehstars live zu erleben, setzte die Wuppertaler Polizei alle Hebel in Bewegung. So durften Samuel und Freund Maik Wiese erst einmal mit den Wuppertaler Polizisten Ralf Bäcker und Klaus Thielen im Mannschaftswagen nach Bochum düsen.

"Richtig so", findet Bäcker. "Auch manche Verbrecher fahren extra nach Bochum, um sich von Toto und Harry verhaften zu lassen." Samuel ist Kenner der TV-Materie und hat jede Folge einschließlich der Wiederholungen gesehen. "Ich will Polizist werden", sagt er. "Oder Fußballer." Doch erst einmal muss er den Weg in die vierte Klasse schaffen, nachdem er wegen eines Unfalls ein Jahr lang die Schule nicht besuchen konnte.

"Sind wir schon in Bochum? Das ging ja flott", stellt Samuel um 10 Uhr fest. Wenig später treffen Toto und Harry ein und nehmen gleich das Zepter in die Hand: "Interessierst du dich für Fußball? Da können wir doch mal zum VFL fahren." Maik brummelt, er ist Bayern-Fan.

Am Stadion warten schon Zaungäste auf die Mannschaft und sind platt, nun auch noch gratis die beiden Stars der Reality Show serviert zu bekommen. "Wenn du nicht stehen bleibst, wirst du verhaftet", blökt ein Fan unflätig herüber. "Mit dummen Sprüchen muss man leben", weiß das Duo, das bekannt ist wie ein bunter Hund.

Es gebe Grenzen, meint Harry, aber generell sei die Popularität zu begrüßen. "Früher sind wir auch schon mal angepöbelt worden. Heute haben wir eine ganz andere Basis. Der Respekt bleibt, aber die Leute erfahren, dass hinter der Uniform ein Mensch mit völlig normalen Sorgen steckt. Wir sind Polizisten zum Anfassen", sagt er und greift dem Kollegen Thielen kumpelhaft ans Knie.

Bald darauf ist er schon wieder mit Samuel in Fachsimpelei verstrickt: "Was machst du denn in deiner Freizeit?" Computer natürlich. "Ja, ich bin auch ein Computerfreak. Du hast zwei Schwestern, kommst du denn mit denen klar", hakt Harry nach. "Mit der kleinen ja." Kunststück: Luisa ist erst 9 Monate, Sara 14 Jahre alt. "Findest du Mädchen denn doof?" Nein, es gebe sogar eine Favoritin, "aber wir sind nicht zusammen, leider".

Zum Abschied schreiben Toto und Harry in Samuels Freundebuch. Lieblingsfarbe? "Da musst du Grün schreiben", meint Bäcker. Lieblingsnascherei? Schokolade und Eis bei Harry, Herzhaftes bei Toto. Unter der Rubrik "Das will ich werden" schreiben beide: alt. Und der allergrößte Wunsch? "Ihr wollt nach Wuppertal versetzt werden", redet Bäcker ihnen ein. Begeisterung für den Vorschlag will aber nicht aufkommen.