Mit einem Zwanziger auf Schnäppchenjagd

Stöbern und Feilschen bei sommerlichen Temperaturen — die WZ macht den Test auf dem Sonnborner Trödel- und Klöngelsmarkt.

Foto: Anna Schwartz

Sonnborn. „Was bekommt man für 20 Euro auf dem Trödelmarkt?“, hieß die Testfrage vor dem Besuch des 44. Sonnborner Trödel- und Klöngelsmarktes. Der öffnet am Samstag zwar offiziell um 9 Uhr, doch wer auf der Suche nach dem ultimativen Schnäppchen ist, der sollte den Händlern das Objekt der Begierde möglichst schon kurz nach 5 Uhr aus den Händen reißen.

Aber das ist nicht die Zeit preiswerten Einkaufs, fallen doch die Preise mit dem Ansteigen der Temperaturen. Und die stiegen im Laufe des Tages mächtig an auf der lebhaft besuchten Sonnborner Straße, der Garterlaie und dem Ruthebecker Weg.

Was gibt‘s für 20 Euro? Jedenfalls kein „Golfbesteck“, das inklusive Bag für insgesamt 35 Euro den Etat schon gesprengt hätte. Die „blauen Wunder“, die neuen Schwebebahnmodelle, die am Wagen der Stadtwerke für 49 und 59 Euro nur bescheiden weggingen, auch nicht. „Aber die Busse zu zehn Euro sind der Renner“, wurde versichert.

Die prachtvollen Weißbiergläser sahen verheißungsvoll aus. „Ein Euro pro Glas“, lautete die Preisauskunft. Es gab eins mit dem Lieblingsurlaubsort-Motiv Bad Wiessee und eins mit dem Porträt von Prinzregent Luitpold. Also zwei. Ein klarer Fall für großzügigen Mengenrabatt. 1,50 Euro inklusive bruchsicherer Verpackung. Ein Anfang war gemacht.

Der nächste Blick fiel auf den Stand der SPD, an dem eine Autogrammkarte von Angela Merkel und ein Buch von Wolfgang Schäuble feilgeboten wurden. Die Befürchtung, dass sich die SPD in der Großen Koalition zu sehr unterbuttern lässt, wurde durch Peer Steinbrücks „Unter dem Strich“ nur unwesentlich entkräftet.

Der Wunsch, ein Bayerntrikot günstig im Rahmen des vorgegebenen Etats zu erwerben, erfüllte sich mangels Angebot nicht. Leibchen von Barcelona und von Galatasaray Istanbul für je drei Euro? Wer‘s mag, aber das waren offensichtlich nicht viele.

Im Gegensatz zu einer prächtigen Fußballhose in Schwarz, Weiß und Rot mit den drei Streifen. Oskar (9) war selig, dass Papa die Börse öffnete und zwei Euro auf den Tisch legte. Für den ausgewachsenen Fußballfan hielt sich das Angebot allerdings in engen Grenzen. Bis auf die überdimensionale Deutschlandfahne für neun Euro. Man soll das Fan-Gehabe aber auch nicht übertreiben.

Da war ein Blick auf das Buchangebot schon ergiebiger. Ein Krimi der schwedischen Autorin Viveca Sten, von einem Euro auf 80 Cent herunter gehandelt. Die 20 Euro hatten noch keine wesentliche Schrumpfung erfahren. Drei prima erhaltene Krimis von insgesamt neun Euro wanderten für einen Fünfer über den Tapeziertisch in den ökologisch unbedenklichen Leinenbeutel. Schließlich gilt die Buchpreisbindung nicht auf dem Flohmarkt.

Wenn die Temperaturen in die Nähe der 30 Grad kommen, erlahmt der Widerstand der Händler. Vor allem der Hinweis, dass alle nicht verkauften Objekte wieder mühsam verpackt und nach Hause geschleppt werden müssen, verfehlt nur selten seine Wirkung. Alte Flohmarktweisheit.

Aber, man will ja auch etwas für die Fitness tun. Ein Gerät, das gemäß der Beschreibung jeden Pykniker in einen Adonis verwandelt, kostete am Ruthenbecker Weg fünf Euro. Lieber noch einen Rundgang, und es erneut versuchen. Doch da hatten die Gesetze des Marktes gegriffen: Es war weg.

Doch für sechs Euro gab es etwas anderes. Eine Art Rudergerät mit beweglichem Schlitten. Für sechs Euro könnte da der eifrige Biertrinker aus seiner Bauchwölbung ein Sixpack machen. Der ramponierten Verpackung zufolge hatte über Jahre niemand von diesem verlockenden Angebot Gebrauch gemacht. Das soll nun ganz anders werden, denn was nützen die besten Geräte, wenn sie nicht benutzt werden? Ein Anlass für gute Vorsätze ab 1. Juni, oder doch besser erst ab 1. Juli?

Zeit für einen Kassensturz nach drei Stunden Sonnborner Trödel- und Klöngelsmarkt: Insgesamt 13,30 Euro ausgegeben. Da waren noch eine Krakauer für 2,50 und ein Mineralwasser für 1,50 Euro drin. Blieben noch 2,70 Euro übrig. Fazit: Mit 20 Euro lässt sich so manches Schnäppken machen.