Gesundheit Mit einer Herzdruckmassage kann jeder ein Menschenleben retten

Wuppertal · Vom 16. bis zum 22. September findet die Woche der Wiederbelebung statt.

Dr. Gunnar Kalund, Leiter des Notfallzentrums am Bethesda, zeigt einer Mitarbeiterin, wie Herzdruckmassage richtig geht.

Foto: Taro Kataoka

In Deutschland ereignen sich jährlich Tausende von Notfällen, bei denen Menschen aufgrund eines Herzstillstands in Lebensgefahr schweben. Diese kritischen Situationen erfordern schnelles Handeln. Die Minuten, bis der Notarzt kommt, können über Leben und Tod entscheiden. Die Hilfe von Freunden, Angehörigen, Arbeitskollegen oder Passanten ist dabei essenziell. Denn nach nur drei bis fünf Minuten ohne ausreichende Sauerstoffversorgung beginnen bereits die ersten Gehirnzellen unwiederbringlich abzusterben. Mit jeder verstrichenen Minute, in der nichts passiert, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um bis zu zehn Prozent.

Um betroffenen Menschen zu helfen, muss niemand ein ausgebildeter Arzt zu sein. Jeder Laie kann Leben retten, indem er Hilfe ruft und selbst sofort mit einer Herzdruckmassage beginnt. Viele Menschen haben in der Vergangenheit beispielsweise im Führerscheinkurs die Grundlagen der Herz-Lungen-Wiederbelebung gelernt. Doch die meisten von ihnen wissen nicht mehr, wie sie im Ernstfall reagieren sollen. Viele werden auch nicht aktiv, weil sie Angst haben, etwas falsch zu machen. Dabei gibt es in einer solchen Situation nur einen Fehler, den man machen kann: nichts zu tun.

Maßnahmen zur Wiederbelebung kann jeder erlernen

Dr. Gunnar Kalund leitet das Notfallzentrum am Bethesda.

Foto: Andreas Fischer

Die gute Nachricht ist, dass Wiederbelebungsmaßnahmen gar nicht so kompliziert sind und jeder sie erlernen kann. Es braucht nur den Mut, im entscheidenden Augenblick zu handeln, um möglicherweise ein Leben zu retten. „In Deutschland haben wir leider noch eine sehr schlechte Quote, was die Reanimation durch Laien betrifft. Andere Länder sind uns da weit voraus. In Schweden und Finnland beispielsweise beträgt die Helferquote bis zu 80 Prozent, hierzulande sind es laut Reanimationsregister nur etwa 50 Prozent“, berichtet Dr. Gunnar Kalund, Leiter des Notfallzentrums am Bethesda Krankenhaus Wuppertal und Leitender Notarzt der Stadt Wuppertal.

Diese Zahl hält der erfahrene Notarzt insbesondere für besorgniserregend, da zwei Drittel aller Herzstillstände in den eigenen vier Wänden, auf der Straße oder am Arbeitsplatz passieren. Die Herz-Lungen-Wiederbelebung erfordert kein spezielles Wissen oder außergewöhnliche Fähigkeiten. Wichtig sind laut Kalund drei grundlegende Schritte: Prüfen, Rufen, Drücken. „Zuerst sollte man prüfen, ob die Person ansprechbar ist. Danach muss über die Notrufnummer 112 sofort der Rettungsdienst angerufen und dann umgehend mit der Herzdruckmassage begonnen werden.“

Für eine effektive Herz-Lungen-Wiederbelebung wird zunächst der Brustkorb freigemacht. Der Ballen einer Hand wird auf die Mitte der Brust gelegt, die andere Hand darüber, und die Finger werden verschränkt. Dabei bleiben die Arme gerade, und die Schultern sind senkrecht über dem Druckpunkt. Das Brustbein sollte bei jeder Kompression fünf bis sechs Zentimeter nach unten gedrückt werden, im Tempo von 100 bis 120 Kompressionen pro Minute. „Um das richtige Tempo zu finden, und im Takt zu bleiben, kann man sich ganz einfach am Rhythmus des Songs „Stayin‘ Alive“ orientieren. Die Herzdruckmassage sollte möglichst ohne Pause so lange fortgeführt werden bis professionelle Hilfe eintrifft. „Geschulte Helfer und alle, die sich das zutrauen, machen nach jeweils 30 Herzdruckmassagen zwei Beatmungen, bevor sie die Herzdruckmassage nach diesem Schema fortsetzen“, berichtet Kalund.

Die „Woche der Wiederbelebung“, die vom 16. bis 22. September stattfindet, wird jedes Jahr unter dem Motto „Ein Leben retten – 100 pro Reanimation“ von der gleichnamigen Initiative der Berufsfachverbände Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin sowie dem Berufsverband Deutscher Anästhesisten in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutsche Anästhesiologie organisiert. „Auch in diesem Jahr wollen wir die Wuppertaler Bürger über die wichtige Rolle von Wiederbelebungsmaßnahmen in ihrem persönlichen Umfeld informieren, Ängste abbauen und Mut zum Handeln fördern. Wir möchten die Menschen dazu bringen, sich sicher zu fühlen und die nötigen Schritte zu tun, wenn jemand in ihrer Nähe einen Herzstillstand erleidet. Wenn wir uns gegenseitig unterstützen und ausbilden, können wir die Helferquote in Deutschland steigern und so viele Leben retten“, sagt Kalund.

Er und sein Team bieten ganzjährig sowie während der „Woche der Wiederbelebung“ am Bethesda-Krankenhaus regelmäßig Kurse und Vorträge für Mitarbeitende in Unternehmen, Sportvereinen und anderen Einrichtungen an. Auch alle Bürger sind eingeladen, im Bethesda-Krankenhaus vorbeizuschauen, um unter professioneller Anleitung von Dr. Kalund und seinem Team die Wiederbelebung zu erlernen.

Service: Bei den Aktionstagen zur Woche der Wiederbelebung im Bethesda, Hainstraße 35, zeigen Chefarzt Dr. Martin Weiss und Dr. Gunnar Kalund, Leiter des Notfallzentrums, interessierten Laien am Montag, 16., Mittwoch, 18., und Donnerstag, 20. September, jeweils von 15 bis 16 Uhr, wie Wiederbelebung nach einem Herzstillstand funktioniert und beantworten Fragen der Besucher.

(Red)