Wuppertaler Gesundheitskolumne Gesund von klein auf: Darum ist Kinderurologie so wichtig
Wuppertal · Das Spezialgebiet konzentriert sich auf urologische Probleme bei Kindern und Jugendlichen.
Als Oberärztin arbeite ich im Team von Prof. Dr. med. Friedrich von Rundstedt, Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Helios Universitätsklinikum Wuppertal (HUKW), und möchte Ihnen das Fachgebiet der Urologie näher bringen.
Die Urologie befasst sich allgemein mit den Erkrankungen der Harnwege und des männlichen Genitaltrakts, wird jedoch oft ausschließlich mit Erwachsenen in Verbindung gebracht. Dabei gibt es auch die Kinderurologie, eine Spezialisierung innerhalb der Urologie, die sich auf die Diagnose und Behandlung urologischer Probleme bei Kindern und Jugendlichen konzentriert. Hierfür bin ich am HUKW die Ansprechpartnerin. Aus meiner Sicht ist es wichtig zu verinnerlichen, dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind. Ihre Organe, insbesondere Nieren und Harnwege, befinden sich im Wachstum. Zudem können Kinder ihre Beschwerden oft nicht präzise äußern. Ein urologisches Problem äußert sich gegebenenfalls zum Beispiel durch Bauchschmerzen, häufiges Wasserlassen oder Fieber – Symptome, die viele Ursachen haben können. Hier kommt das geschulte Auge eines Kinderurologen ins Spiel, um die richtige Diagnose zu stellen. In unserer Klinik erfolgt die Planung der Diagnostik und Therapie immer in Zusammenarbeit mit Kinderärzten, Radiologen und Nuklearmedizinern, um eine umfassende und individuelle Behandlung sicherzustellen. Zu den häufigen Themen in der Kinderurologie gehören unter anderem der Hodenhochstand, bei dem der Hoden nicht oder nur unvollständig in den Hodensack abgestiegen ist. Diese Entwicklungsstörung führt unter Umständen später zu Problemen bei der Spermienbildung, weshalb eine frühzeitige operative Behandlung notwendig ist.
Die Vorhautverengung, eine sogenannte Phimose, wird in der Regel konservativ mit einer cortisonhaltigen Salbe behandelt und nur in seltenen Fällen ist noch eine ambulante Beschneidung notwendig. Bei einer Harnstauungsniere ist der Übergang vom Nierenbecken in den Harnleiter verengt, was den Urinabfluss behindert. In selteneren Fällen sind auch Harnleitervergrößerungen oder Entleerungsstörungen der Blase die Ursache. Eine Refluxerkrankung, bei der Urin aus der Blase in den Harnleiter bis ins Nierenbecken zurückfließt, ist möglicherweise durch angeborene Veränderungen des Harnleiters oder erhöhten Blasendruck verursacht. Enuresis, also nächtliches Einnässen, und kindliche Inkontinenz sind weitere wichtige Themen. Sie kann durch eine zu geringe Blasenkapazität aufgrund eines frühkindlichen Wasserlass-Verhaltens verursacht werden. Bei kindlicher Inkontinenz, die auch tagsüber auftritt, sind vielleicht anatomische Auffälligkeiten der Grund. In unserer Klinik ermitteln wir die Ursache im Rahmen einer Stufendiagnostik und entwickeln anschließend eine auf das Kind abgestimmte Therapie.
Ein Notfall in der Kinderurologie ist die sogenannte Hodentorsion, eine plötzliche Verdrehung des Hodens, die die Blutversorgung unterbricht und mit plötzlichen starken Schmerzen einhergeht. Hier ist sofortiges Handeln in der urologischen Notfallambulanz gefragt.
Diese Krankheitsbilder sind lediglich einige von vielen Beispielen aus meinem Arbeitsalltag und sie zeigen, wie
vielfältig die Themen in der Kinderurologie sind. Ich möchte Sie ermutigen, bei entsprechenden Symptomen oder Fragen offen mit Ihrem Kinderarzt zu sprechen.
Dr. Stefanie Böttcher ist Oberärztin sowie Fachärztin für Urologie und Medikamentöse Tumortherapie in der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Helios Universitätsklinikum Wuppertal (HUKW)