Mobilität Mit Wuppertaler Müll fahren bis zu 30 Wasserstoffbusse rentabel
Nachgehakt Die Anschaffung weiterer Busse mit Brennstoffzellen wäre für die Stadtwerke zurzeit noch nicht wirtschaftlich.
Im Juni soll der erste mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle angetriebene Bus der Stadtwerke auf Wuppertals Straßen unterwegs sein. Zehn weitere Busse haben die WSW im Paket mit der Stadt Köln für eine Erprobungsphase bestellt. Bis zu 30 Wasserstoffbusse könnten über eine Tankstelle an der Müllverbrennungsanlage mit „Treibstoff“ versorgt werden, der durch die Müllverbrennung gewonnen wird. Mit 30 Bussen, so Ulrich Jaeger, Geschäftsführer der WSW mobil GmbH, sei die Kapazität dieses Modells aber erschöpft.
Rund 300 Busse haben die WSW im Einsatz, damit würde der Anteil der umweltfreundlichen Wasserstoffbusse auf absehbare Zeit gering bleiben. Dennoch hat das Wuppertaler Modell international für Aufmerksamkeit gesorgt. Zu Beginn des Monats informierten sich Mitglieder einer Delegation der Tokyo Electric Power Company (Tepco) über die Arbeit des Wuppertal Instituts und bei den Stadtwerken über die Wasserstofftankstelle an der Müllverbrennungsanlage. Der Tepco-Konzern setzt nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima vor acht Jahren zwar weiter auf Atomenergie, hat aber Interesse an der Wasserstoff-Technologie. 2020 will Tokio als Ausrichter der Olympischen Spiele eine große Flotte Wasserstoffbusse zum Einsatz bringen.
Die im Bau befindliche Anlage auf Korzert hat eine Kapazität von 400 Kilogramm Wasserstoff täglich. Neun bis zehn Kilogramm verbraucht ein Wasserstoffbus (Solobusse, keine Gelenkbusse) auf 100 Kilometern. Die Betankung dauert fünf bis zehn Minuten.
Hauptteil der Müllverbrennung wird für Fernwärme genutzt
„Das Modell rechnet sich aktuell für die Stadtwerke, weil wir die Energie aus der Müllverbrennungsanlage verwenden und daher für die Produktion des Wasserstoffes keine EEG-Umlage zahlen müssen. Würden wir diese Anlage am Betriebshof Nächstebreck bauen, fiele das Eigenstromprivileg weg und es wäre die EEG-Umlage fällig. Die Hoffnung ist, dass der Gesetzgeber für Wasserstoff-Mobilität eine Ausnahmeregelung schafft. Dann könnten wir zum Beispiel für Nächstebreck mit einer Wasserstoffproduktion für 150 Busse planen. An der Müllverbrennungsanlage haben wir aber nur Platz und Energie, um rund 30 Busse zu betanken. Der Hauptteil der Energie aus der Müllverbrennung wird für das Fernwärmenetz benötigt“, sagt Ulrich Jaeger.
Die Wasserstoffbusse sollen überwiegend in Barmen auf Strecken eingesetzt werden, wo hohe Stickstoffdioxidwerte gemessen werden. Die Busse unterscheiden sich bis auf einen Aufbau für die Tanks kaum von den Dieselbussen. Die Fahrgäste dürfen sich auf bequeme Fahrten freuen. „Es gibt keine Vibrationen und keine Geräusche“, sagt Andreas Meyer, Leiter des Fuhrparkmanagements der WSW. Die Wasserstoffbusse haben eine Reichweite von 250 bis 270 Kilometern am Tag – und das auch bei minus fünf Grad, was einer der Vorteile gegenüber der E-Mobilität ist. E-Busse können auf den Steigungen in Wuppertal nur bedingt eingesetzt werden, da die Last der Batterien ihre Reichweite einschränkt und entsprechend die Zahl der Fahrgäste reduziert.
Wasserstoffbusse sind bereits in anderen großen Städten unterwegs. Zehn Busse in London bringen es auf eine Jahresleistung von 50 000 Kilometer. In Hamburg, wo die Stadt fünf Busse geleast hatte, endete gerade eine Probephase. In Wuppertal halten sich die Mehrkosten im Vergleich zum Dieselbus in Grenzen, weil Eigenstrom genutzt werden kann und die Anschaffung der Busse im Verbund mit Köln geschieht. Ein EU-Förderprogramm trägt dazu bei, dass die WSW statt 650 000 Euro pro Stück 240 000 Euro zahlen. „Das sind 20 000 Euro mehr als für einen herkömmlichen Bus, aber wir haben sehr gute Voraussetzungen, um in der Nutzung dieser umweltfreundlichen Form der Mobilität frühzeitig Erfahrungen zu sammeln“, so Jaeger.