Justiz Mordfall Springmann: Ex-Freundin gibt Sohn ein Alibi bis 20 Uhr
Am 34. Tag im Prozess um die Springmann-Morde hat das Gericht eine Ex-Freundin des Sohnes gehört. Am mutmaßlichen Tattag war er mit ihr zusammen - jedoch nicht den ganzen Abend.
Wuppertal. Am 34. Tag des Springmann-Prozesses war erneut der Sohn des getöteten Unternehmerpaars Thema. Wegen Mordes angeklagt sind der Enkel (27) und sein Geschäftspartner (45). Die Verteidigung hat bereits mehrfach kritisiert, dass möglichen anderen Spuren nicht ausreichend nachgegangen worden sei - unter anderem der Frage nach dem Alibi des Sohnes. Das Gericht hatte deshalb die damalige Lebensgefährtin des Sohnes von der Polizei vernehmen lassen und geladen.
Die 48-Jährige berichtete vor Gericht, am Sonntag, 19. März 2017, dem mutmaßlichen Tattag, hätten sie den Geburtstag ihres Teenager-Sohns begangen. Zu dem Treffen in ihrer Wohnung am Niederrhein seien die Großeltern gekommen und auch ihr Lebensgefährte, der Sohn des Springmann-Paares. Sie erinnere sich nicht genau, wann er gegangen sei: „Ich tippe, gegen 20 Uhr.“
Nach ihrer Aussage braucht man von ihr bis nach Wuppertal mit dem Auto im besten Fall 50 Minuten. Wann genau Christa und Enno Springmann getötet wurden, ist im Prozess schon viel diskutiert worden. Die Gerichtsmediziner legen sich nicht fest, nennen jeweils große Zeiträume, sogar bis zum frühen Morgen, als möglich. Im Prozess wurde aber auch deutlich, dass die Ermittler mal von einer Tatzeit bis 19 Uhr ausgingen.
Die Ex-Freundin berichtete, dass ihre im Januar 2017 begonnene Beziehung mit dem Sohn aus ihrer Sicht sehr harmonisch gewesen sei. Sie hätten viele gemeinsame Interessen, sie habe ihm auch in der Zeit nach dem Mord seiner Eltern beigestanden. Sogar von Hochzeit habe er gesprochen, bei Abeler hätten sie Ringe gekauft, ein Haus am Niederrhein angesehen. Doch im April 2017, während eines Kurzurlaubs in den Niederlanden, habe er die Beziehung plötzlich beendet. Sie habe nicht verstanden, warum. Erst später erfahren, dass er andere Frauen parallel getroffen habe.
In Bezug auf dem Mord erinnerte sie sich an sein wiederholtes heftiges Schluchzen. Und daran, dass er gesagt habe, er wolle herausfinden, wer seine Eltern umgebracht hat.
Seine Mutter habe sie bei einem Essen kennengelernt. Der Sohn habe ihr erzählt, dass der Vater die Mutter betrogen habe. Sie wusste vom schlechten Verhältnis zwischen Vater und Sohn. Der habe das mit Geschäften erklärt, die sein Vater falsch darstelle: „Aus seiner Sicht hat er etwas gerettet, sein Vater glaubte, er habe etwas versaut.“
Verteidiger Klaus Bernsmann erklärte im Anschluss an ihre Vernehmung, ihre Aussage bestätige, dass der Enkel viel zu früh in Verdacht geraten, andere Spuren nicht verfolgt worden seien. „Es ist unglaublich, wenn erst am Ende eine Zeugin erscheint, die Anlass gibt, über eine alternative Verdachtsschöpfung nachzudenken.“ Das hindere auch die Verteidigung an ihren Aufgaben, „nämlich, Zweifel zu streuen“.
Über den Befangenheitsantrag der Verteidigung gegen die Kammer wurde noch nicht entschieden. Das Ergebnis war für den Mittag angekündigt, wurde aber verschoben - aus rein technischen Gründen, so der Vorsitzende Richter. Nun soll am Freitag erklärt werden, wie ein anderes Richtergremium über den Antrag entschieden hat. Der Prozesstag am Mittwoch war damit beendet.