Wuppertal Muckes frühe Kandidatur-Ankündigen ist ein Fehler

Politikberater gehören gemeinhin nicht zu den beliebten Personen im Geschäft mit der Öffentlichkeit. Aber sie haben einen Sinn. Mit Politikberater hätte Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) am vergangenen Mittwoch einen womöglich folgenschweren Fehler nicht gemacht.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Auf die Frage der WZ, ob er 2020 wieder zur Wahl antrete, antwortete Mucke mit ja. Dass er damit seine Partei nötigte, ihm zweieinhalb Jahre vor dem Urnengang die Kandidatur anzutragen, ist ungeschickt. Normalerweise bittet eine Partei ihren Amtsträger, und der Amtsträger verbindet seine Zusage mit Forderungen etwa nach mehr Rückendeckung, die Mucke von den Genossen im Rat sicher auch heute schon gern hätte.

Noch gravierender ist der Fehler gegenüber der CDU. Die regiert im Stadtrat seit ewigen Zeiten mit der SPD und hat sich dort bisher als angenehmer Helfer erwiesen, der mit wenigen Zugeständnissen bei der Stange zu halten ist.

Damit dürfte nun Schluss sein. Denn Mucke hat am Mittwoch nicht weniger getan, als den Wahlkampf 2020 zu eröffnen. Und die CDU müsste unter fortgesetztem Sauerstoffmangel leiden, wenn sie dem Oberbürgermeister der SPD durch treue Kooperation zur Wiederwahl verhülfe. Mit anderen Worten. Andreas Mucke hat am Mittwoch auch die Bundesgartenschau beerdigt. Die hätte er gern 2027 als großes Ziel gehabt, mit dem er sich 2020 und womöglich auch 2025 den Wuppertalern zur Wahl stellt. Abgesehen davon, dass die CDU das erst aus der WZ erfuhr, haben die Christdemokraten in der Fraktion längst für eine Bundesgartenschau 2029 votiert — nicht zuletzt des Geldes wegen. Und Stadtkämmerer Johannes Slawig (CDU) lässt nicht den Hauch eines Zweifels daran, dass es die Schau 2027 aus demselben Grund auf gar keinen Fall geben kann. Da aber 2029 und 2031 schon so gut wie vergeben sind, wird Wuppertal wohl gar keine Buga bekommen.

Das ist schade, denn so eine Gartenschau kann einer Stadt langanhaltende Impulse geben, und die hat Wuppertal nötig. Statt dessen besteht nun die Gefahr, dass die Politik im Sandkastenmodus weitergespielt wird. Wenn die CDU bei der Buga nicht mitmacht, dann macht die SPD beim Pina Bausch Zentrum nicht mit. Offiziell kämpfen die Sozialdemokraten zwar mit der CDU um dauerhafte Zuschüsse des Bundes. Innerhalb der Partei gibt es aber auch Stimmen, die das Tanztheater für „elitär“ halten, also für nicht förderungswürdig. Abgesehen davon, dass diese Sichtweise der Publikumsstruktur des Ensembles nicht standhält, zeigt sich darin eine riskante Haltung. Es ist zwar richtig, dass den Schwachen und Bedürftigen in Wuppertal geholfen wird. Nicht richtig ist, die Stadt allein aus der Perspektive der Schwachen und Bedürftigen zu entwickeln.

Es ist Zeit, dass die vernünftigen Kräfte in Stadtrat und Verwaltung ihre Parteibücher aus der Hand legen und damit aufhören, dem anderen das Schwarze unter dem Nagel nicht zu gönnen. Statt dessen braucht Wuppertal dringend einen Plan, was wann geschehen soll und wie das gelingen kann. Sonst erreicht diese Stadt gar nichts mehr. Für den Wahlkampf-Beginn ist es sechs Monate vor dem Termin immer noch früh genug.