Wuppertal Müll am Wupperufer: Vorbild sein durch Reinemachen
Tobias Schlüpner ist Wupperpate. Er will seinem Sohn einen verantwortlichen Umgang mit Müll beibringen. Das vermisst er in der Stadt.
Wuppertal. Ein kleines Idyll ist das Wupperufer in Sonnborn zwischen den Brücken am Stadion und am Rutenbecker Weg. Aber eines, das nicht makellos ist. Denn dort, wo man nur wenige Meter von der B7 entfernt auf einen renaturierten Wupperverlauf mit kleinen Kieselstränden stößt, ist ein MüllSchwerpunkt.
Tobias Schlüpner ist Wupperpate und kümmert sich seit drei Monaten um den Abschnitt am Sonnborner Ufer. „Die Landschaft dort ist fast spektakulär“, schwärmt er. Aber dass das auch ansehnlich ist, ist harte Arbeit für ihn. Schlüpner fährt zwei bis drei Mal in der Woche an das Ufer. Der 42 Jahre alte Cronenberger arbeitet in der Varresbeck und kommt auf seinem Arbeitsweg dort vorbei. Freitags bleibt er direkt zwei bis drei Stunden, zieht sich die Anglerhose an und räumt weg, was er findet.
Aber am Montag oder Dienstag, wenn er nach dem Wochenende kontrolliert, sieht es kaum besser aus als vorher, sagt er — und ist frustriert. „Ich bin kein fanatischer Öko. Aber ich bin Lokalpatriot. Das ist eben meine Stadt.“ Und für die setzt er sich ein. Für sich, die Stadt, und für seinen Sohn Tristan. Der ist sechs Jahre alt. Schlüpner möchte Vorbild sein und ihn sensibilisieren, damit er nicht irgendwann einer von denen ist, die achtlos ihren Müll liegen lassen.
Schlüpner hat schon mehrfach beim Wupperputz mitgemacht. „Alle finden, das ist eine gute Idee. Aber kurz danach redet keiner mehr drüber. Und man sieht auch, dass der Müll wieder mehr wird“, sagt Schlüpner. Das sagt auch Dajana Meier vom Verein Neue Ufer. Sie hat Schlüpner das Stück in Sonnborn angeboten. „Dort ist ein Schwerpunkt“, weiß sie. Weil die Idylle eben auch viele Picknicker und Jugendliche einlädt, die dann ihren Müll liegen lassen. Erst im Februar hat der Eigenbetriebs Straßenreinigung (ESW) das Ufer freigeschnitten. Dadurch können mehr Menschen die Idylle genießen. Aber mehr verschmutzen sie auch, sieht Meier auch negative Aspekte daran.
Sie weiß, dass viele Wupperpaten nachhaltigen Erfolg haben und rund um ihr Uferstück neue Zusammengehörigkeit entstehen lassen. Aber sie weiß auch, dass der wiederkehrende Müll Frust auslösen kann und sorgt sich, dass Wupperpaten wie Schlüpner dann aufgeben.
Dabei hat er Unterstützer. Denn das Wupperputz-Team des ESW, das seit Dezember mit sieben Arbeitslosen die Ufer reinigt, war dieses Jahr schon zweimal mehrere Tage vor Ort, um das Ufer sauberzuhalten. Zusätzlich haben sie neue Papierkörbe angebracht. Neue Ufer e.V. druckt er jetzt Schilder, die auf die Tierarten in der Wupper hinweisen. Und bei seinem Arbeitgeber kann er den Müll in die betriebseigene Entsorgung geben. Außerdem helfen seine Frau und sein Sohn am Wochenende mit. Und für die tut er das ja — und genießt die gemeinsame Zeit.