Musiker pendeln zwischen Russland und Brasilien

Unikonzert in der Pauluskirche mit dem Quartett Odessa Express.

Foto: Anna Schwartz

„Russa Nova“ spielt das Quartett Odessa Express — einen Stilmix, der ihnen so schnell keiner nachmacht. Da wiegen sich russische Melodien im brasilianischen Bossa Nova-Groove. In den mehrsprachigen Texten - neben Russisch auf Deutsch und Französisch - trifft Nostalgie auf Ironie. Beim Unikonzert in der Pauluskirche reiste die Band musikalisch quer durch Europa und Russland bis nach Poltava.

Aus dieser ukrainischen Stadt stammen Sänger und Gitarrist Gennadij Desatnik und Akkordeonspieler Valeriy Khoryshman, die den Odessa Express 2008 zusammen mit dem Russen Alexander Franz (Bass) und dem Deutschen Oli Bott (Vibraphon) gründeten. Auch wenn im Publikum noch keiner in Poltava war - das Heimweh, das Desatnik mit samtig-warmer Stimme vortrug, verstand man sofort. „In meinem Herzen kann ich spüren: Meine Stadt vergess’ ich nie“, hieß es im Refrain.

Seine Wahlheimat Berlin besang Desatnik mehrfach und mit Augenzwinkern. „Was trinken Russen in Berlin?“, fragte er. Wodka? „Latte Macchiato auf dem Dach“, antwortete das Lied im Reggae-Rhythmus. Eine echte Partyhymne war der Titel, der ursprünglich für Dominik Grafs Krimiserie „Im Angesicht des Verbrechens“ entstand: „Das ist Berlin - und wir feiern, als wär’ es das letzte Mal!“

„Meinen alten Freund Paris“ nannte der Sänger die französische Hauptstadt und berichtete gerührt, wie er noch zu Sowjetzeiten - damals Mitglied eines Militärorchesters -die Champs-Elysées sehen durfte. Akkordeonist Khoryshman brachte seine Liebe zum Musette-Walzer ein und zitierte Edith Piafs „La vie en rose“. Das Frankreich-Kapitel schloss mit den Zeilen des Dichters Wladimir Majakowski: „In Paris möchte ich leben und sterben - wenn es nicht die Stadt Moskau gäbe.“

Mühelos fuhr der Odessa Express sogar über den großen Teich. Bei den swingenden Soli, die Oli Bott und Alexander Franz spielten, fühlte man sich wie in einem New Yorker Jazz-Club. Das Traumziel jedoch blieb die Copacabana. Hier gab es alles, wonach sich Gennadij Desatnik sehnte - „Bossa Nova, Wein und Liebe“. Und eine spritzige Samba beherrschten seine Kollegen ebenfalls. Apropos Verkehrsmittel: Als Zugabe gab es ein Lied über die Tram von Kiew. Rasant war ihr Tempo, und Gennadij Desatnik wechselte zwischen Russisch, Ukrainisch und Jiddisch.

Das Sommerprogramm der Reihe Unikonzert endet am 12. Juli. Unter der Leitung von Christoph Spengler spielen Chor und Orchester der Bergischen Universität in der Immanuelskirche, Sternstraße 73. Eintritt: Vorverkauf 6/8 Euro, Abendkasse 8/11 Euro. Tickets:

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