Terror Nach Hanau zeigen sich die Muslime in Wuppertal in großer Sorge

Wuppertal · Viele Menschen muslimischen Glaubens haben Angst. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in NRW, Samir Bouaissa, spricht sich für Gespräche mit Polizei und Sicherheitsbehörden aus, „damit aus der abstrakten keine konkrete Bedrohungslage wird.“

Samir Bouaissa

Foto: Fries, Stefan (fri)/Fries, Stefan (fr)

Die Attacke von Hanau beschäftigen auch im Bergischen viele: „Die Sorge ist groß“, sagt Samir Bouaissa. Der Wuppertaler Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in NRW kennt die Befürchtungen vieler Menschen muslimischen Glaubens, die sich bei Hass und Terror durch rechte Gewalttäter „von Politik und Gesellschaft allein fühlen“.

Trauer und Mitgefühl für die Angehörigen

Der Aufschrei bei Anschlägen von Tätern mit islamistischem Hintergrund sei stets gewaltig, „dann gibt es Sondersendungen, und es wird groß berichtet“, sagt Bouaissa im Gespräch mit der WZ. Aber im umgekehrten Fall, wenn Muslime oder Menschen mit Migrationshintergrund die Opfer seien, werde oft „von einem verwirrten Einzeltäter“ gesprochen. „Christchurch hat gezeigt, dass mit allem gerechnet werden muss“, sagt Bouaissa.

Es handele sich „um eine absehbare Gefahr“, so Mohamed Abodahab, Mitglied und seit 2006 Vorstandsmitglied der „Islamischen Gemeinde Wuppertal. „Jetzt folgen ganz offensichtlich den Worten Taten.“ Man fühle und trauere mit den Angehörigen der Opfer und spreche ihnen tiefes Mitgefühl aus. „Wir müssen Rassismus entschiedener begegnen“, fordert Abodahab: „Möge Gott Deutschland vor Schlimmerem beschützen und das Übel abwenden!“

„Der Täter von Hanau hat nach dem, was wir derzeit wissen, aus rechtsextremistischen und rassistischen Motiven gehandelt“, schreibt Präses Manfred Rekowski auf Facebook: „Christenmenschen sind überzeugt, dass alle Menschen gleichwertig geschaffen sind. Jede Person soll geschätzt und respektiert werden so, wie sie ist – unabhängig von ihrer Nationalität, ethnischer Zugehörigkeit, Religion, Alter, Fähigkeit, Aussehen, Geschlecht, Identität oder Erfahrung.“ Das sei die Art und Offenheit, mit der Jesus auf Menschen zugegangen sei. „In Hanau ist es zum wiederholten Mal zu einem rechtsterroristischen Anschlag und feigem Mord gekommen“, sagt Pastoralreferent Werner Kleine von der Katholischen Citykirche: „Betroffenheit allein reicht nicht, um diesen menschenfeindlichen Gesinnungen zu begegnen. Gerade als Christen dürfen wir nie schweigen, sondern müssen laut für Freiheit und Rechte aller Menschen einstehen.“

Von der Wuppertaler Polizei ist auf Nachfrage zu hören, man beobachte die Situation. Details würden aus einsatztaktischen Gründen nicht veröffentlicht.

Es gebe in Wuppertal gute Kontakte, insbesondere auch zur Polizei, und weitere Ansprechpartner für Muslime, sagt Samir Bouaissa, „doch natürlich haben die Leute auch Angst“. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in NRW spricht sich für Gespräche mit Polizei und Sicherheitsbehörden aus, „damit aus der abstrakten keine konkrete Bedrohungslage wird.“

OB Andreas Mucke (SPD) sagt, dieser Terror zeige „erneut, dass wir noch enger zusammenstehen müssen gegen jede Form von Rassismus und Gewalt. Die Gefahr von rechts muss gesamtgesellschaftlich bekämpft werden.“ Der Vorsitzende der Wuppertaler CDU, Rolf Köster, sagte: „Wir alle sind aufgerufen, die Werte unserer offenen, toleranten und empathischen Gesellschaft zu verteidigen.“