Karneval Rathaussturm: Weiber an die Macht
Um 11.11 Uhr haben die Möhnen das Zepter übernommen und läuteten damit die Hochsession ein.
In diesem Jahr war einiges anders beim Rathaussturm auf dem Johannes-Rau-Platz in Wuppertal: neuer Raum, neue Organisation, ein anderer Redner und andere Tanzgruppen, aber vor allem ein Prinzenpaar, das plötzlich nur noch aus einer Person bestand, nämlich dem Prinzen selbst. Das tat der Stimmung beim Sturm aber keinen Abbruch, ganz im Gegenteil: Die Wuppertaler Jecken schunkelten, tanzten und lachten, was das Zeug hielt.
Pünktlich um 11.11 Uhr waren die Narren bereit, Oberbürgermeister Andreas Mucke, Sozialdezernent Stefan Kühn und Kulturdezernent Matthias Nocke aus ihrem Büro im 1. Stock zu entführen. Eher bereitwillig als mit viel Protest ließen sich die drei – als Musketiere verkleidet – dann von den Damen entmachten. Das Ritual des Schlipsabschneidens verlief zuerst holprig, eine zu stumpfe Schere hinderte Kinderprinzessin Xenia I. an einem klaren und einfachen Schnitt. Ein Wechsel der Schere machte es dann allerdings leichter und die Macht-
übernahme des Rathauses durch die Weiber war besiegelt.
Schatzmeisterin des Carneval Comitee Wuppertal (CCW) Susanna Junge führte durch den Morgen und vertrat damit souverän den Präsidenten Wilfried Michaelis, der an Weiberfastnacht lieber die Hochzeit seiner Tochter feierte. Der 20.02.2020 ist schließlich ein besonders beliebtes Datum zum Heiraten. Das fanden auch Patrick und Laura Neumann (beide 24), die sich um 11 Uhr im Rathaus das Ja-Wort gaben und danach noch mit der Karnevalsmeute mitfeierten. Aber nicht nur wegen des schönen Datums haben sie sich diesen Tag ausgesucht: Braut Laura tanzt selbst bei der Show-Garde Wuppertal mit, hat aber in diesem Jahr Kostüm gegen Brautkleid getauscht.
OB Mucke sieht die Veränderungen positiv und freut sich darüber, dass nun mehr Platz zum Tanzen, bessere Lautsprecher und ein größerer Raum zum Feiern zur Verfügung stehen. „Die Stimmung ist wirklich gut!“
Oberbürgermeister Andreas Mucke zeigt Dichterqualitäten
Dass auch er gut drauf ist, zeigte er, als er auf die Vorwürfe des CCW, die Stadt habe für nichts Geld und der Karneval würde zu wenig unterstützt werden, mit einem selbst verfassten Gedicht konterte. „Mit frohem Schunkeln und Lachen, lässt sich die Stadt besser machen.“
Ein weiteres Highlight war der Tanzauftritt der Prinzengarde Wuppertal, die zum ersten Mal beim Rathaussturm ihr Können zeigte und sogar noch Hulapalu von Andreas Gabalier gemeinsam mit dem Kinderprinzenpaar Saimon I. und Xenia I. lautstark sang. Auch Sänger Paul Decker und DJ Andreas Köhler sorgten mit Karnevalsklassikern für gute Musik, zu der der eine oder andere Discofox aufs Parkett gelegt wurde. Die meisten jedoch beobachteten das bunte Treiben von ihren Plätzen aus, auf denen gemütlich Bier und Sekt getrunken und dabei zu den Liedern im Takt geklatscht wurde.
„Die Stimmung ist nicht mit Köln oder Düsseldorf vergleichbar, aber sie ist trotzdem gut“, beschreibt ein Mitarbeiter der Stadt das Event. Im Haus der Jugend feierten sie dann noch weiter, fügt er hinzu, denn dort hat der Personalrat das ganze Gebäude gemietet und bereits 1200 Karten verkauft.