Nazan Eckes bei Hako: „Es lebe die Vielfalt“
Deutschtürkische Moderatorin sprach bei Hako über ihr Leben in zwei Kulturen.
Wuppertal. Es muss ein trauriges Bild gewesen sein, als die kleine Nazan Eckes ihren Stiefel für den Nikolaus vor die Tür stellte, dieser aber am nächsten Morgen leer blieb. Ihr Vater erklärte ihr, dass es den Nikolaus nicht gebe — dieser Brauch gehöre zu einer anderen Religion. „Als dann in der Schule die deutschen Kinder von ihren Geschenken berichteten, hab ich wütend gesagt: ,Den Nikolaus gibt es ja gar nicht.‘“ So beschreibt Nazan Eckes das Leben als Kind zwischen zwei Kulturen.
Mit ihrem Buchdebüt „Guten Morgen Abendland“ war die bildhübsche Moderatorin am Mittwochabend zu Gast in der Hako Event-Arena. Dem Publikum gab sie Kostproben aus drei Kapiteln. „Ich merke, dass es einen großen Aufklärungsbedarf in der Gesellschaft gibt. Ich wollte mal die Türen zu einer türkischen Familie öffnen.“
Ihr Vater kam als Gastarbeiter nach Deutschland, sie und ihre beiden Geschwister sind in Deutschland geboren. „Ich werde oft gefragt: Wie ist das denn so für Sie als Türkin im Fernsehen?“. Doch empfand sie das alles nie als so außergewöhnlich. Und so war es ihr ein Anliegen, ihre Familiengeschichte aufzuschreiben. Mit viel Selbstironie und einem Augenzwinkern wirft sie dabei einen kritischen Blick auf beide Kulturen — ernste Töne inbegriffen.
Das Publikum erlebte bei der Lesung eine sehr natürliche, charmante und äußerst reflektierte Nazan Eckes. In der anschließenden offenen Fragerunde stellte sie sich Themen wie der Integrationspolitik und den fehlenden Chancen auf dem Arbeitsmarkt, antwortete aber auch offen auf sehr persönliche Fragen nach den Eltern und ihren Beziehungen.
Viele Gedanken hat sie sich um das Thema Integration — und was dabei falsch läuft — gemacht. „Vorurteile sind mächtiger als jeder gute Wille“, sagt sie. Und um dagegen anzuarbeiten, hatte sie für jedermann einen Tipp: „Laden sie doch einfach mal ihren türkischen Nachbarn auf einen Tee ein.“ Für Eckes ist es kein Nachteil, in einer multikulturellen Gesellschaft zu leben. Und so beendete sie die Lesung auf Deutsch und Türkisch mit den Worten: „Es lebe die Vielfalt.“