Einsturzgefahr Neue Erkenntnisse zu einsturzgefährdeten Häusern in Wuppertal - Ein Teil der Straße sackt ab

Wuppertal · In Wuppertal sind acht Häuser einsturzgefährdet und mussten evakuiert werden. Bei weiteren Untersuchungen wurde ein Hohlraum unter dem Asphalt festgestellt.

Unter der Straße Beyeröhde hat sich ein Hohlraum gebildet, ein Tagesbruch steht nach Einschätzung von Experten kurz bevor.

Foto: Günter Hiege

Seit Sonntag, 10. März, ist an der Straße Beyeröhde in Langerfeld nichts mehr, wie es vorher war. Der Untergrund hat nachgegeben. Neben erheblichen Gebäudeschäden, die zur Evakuierung von Bewohnern aus acht Häusern führten, haben Experten der Bezirksregierung Arnsberg nun eine Absenkung von Teilen der Straße Beyeröhde festgestellt. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Straßendecke auf einer Fläche von 3 x 4 Metern einbrechen wird.

Zehn Bohrungen haben Peter Hogrebe, Dezernent bei der Bezirksregierung Arnsberg für die Gefahrenabwehr im Altbergbau, und seine Mitarbeiter an der Beyeröhde bisher vorgenommen und dabei die Ausmaße der Schäden eingrenzen können. Bevor weitere Untersuchungen vorgenommen werden können, muss das Bohrgerät den Standort wechseln. „Das wird über die Straße Beyeröhde aber nicht möglich sein, denn hier wird es bald einen Tagesbruch auf einer Fläche von 3 x 4 Metern geben, wo sich unter der Asphaltschicht ein Hohlraum gebildet hat“, sagte der Experte am Montag in einer Pressekonferenz im Barmer Rathaus.

Als Auslöser für die Schäden hat Hogrebe Wasser ausgemacht. Wasser, das vermutlich in Folge eines Rohrbuchs zunächst unbemerkt in Hohlräume geflossen ist. Anwohner hätten über ein Rauschen in der Samstagnacht berichtet. Am Sonntag wurden die ersten Gebäuderisse dann von dem Bewohner eines der Häuser entdeckt. Bei den bisher vorgenommenen Bohrungen seien kleinere Hohlräume und weiche Stellen im Untergrund entdeckt worden, aber keine Hinweise darauf, dass Stollen der 1896 stillgelegten Zeche Karl darunter liegen. „Das sind keine bergbaulichen Schäden in diesem Bereich“, sagt Hogrebe, der aber nicht ausschließt, dass sowohl Hohlräume durch den früheren Bergbau als auch die geologische Beschaffenheit des Massenkalkzuges (Dolinengebiet) dazu beigetragen haben, dass Wasser zunächst unbemerkt entweichen konnte und dabei den Untergrund ausgehöhlt hat. Zu Konsequenzen für etwaige Haftungsfragen wollte sich der Experte nicht äußern.

Bergschäden im Ruhrgebiet

Im Ruhrgebiet gibt es im Jahr etwa 150 Fälle von Bergschäden. Peter Hogrebe hat in seiner Laufbahn zahlreiche Fälle untersucht. „Mit meinem Team habe ich die erste Erkundung nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs vorgenommen“, berichtete Hogrebe und ordnete die Schäden in der Beyeröhde so ein: „Ich war erschrocken, als ich vom Zustand von Haus 45 erfahren habe. Wir hoffen, dass wir das Haus noch einmal so sichern können, dass die Bewohner ihr Hab und Gut herausholen können.“

Hoffnung gibt es, dass nach weiteren Untersuchungen Haus 49 zum Wochenende wieder freigegeben werden kann. Hogrebe lobte die Arbeit der Stadt Wuppertal bezüglich der Organisation am Einsatzort und der Betreuung der Bewohner. Oberbürgermeister Andreas Mucke dankte nochmals allen Einsatzkräften und Helfern. Die Bewohner der evakuierten Häuser wurden vom psychosozialen Dienst betreut.  Es wird noch lange dauern, bis Normalität in der Beyeröhde einkehren wird. Zwei der Mieter der einsturzgefährdeten Häuser sollen gekündigt haben. Und bis die Beyeröhde wieder befahrbar ist, wird es Monate dauern.