Neue Friedrichstraße: Anwohner reden mit

BV will erst die Bürger beteiligen und dann bauen. Dafür nimmt sie auch Verzögerungen in Kauf.

Foto: A. Fischer

Nordstadt. „Gehen Sie nicht davon aus, dass Sie im Juni anfangen werden.“ Diesen Hinweis gaben die Elberfelder Bezirksvertreter in der Sitzung am Mittwochabend Christian Massing mit auf den Weg. Und der dürfte geahnt haben, was auf ihn zukommt. Schon vorab hatte es Diskussionen gegeben, zu massiv war die Kritik schließlich auch in der BV am Bauvorhaben Neue Friedrichstraße. Wobei die Lokalpolitiker ausdrücklich betonten, dass Massing eigentlich der falsche Adressat ist. Dessen Arbeitgeber, die WSW, und vor allem die Stadtverwaltung bekamen ihr Fett weg. Und da kein Vertreter des zuständigen städtischen Ressorts anwesend war, musste sich Massing allein die vielen Einwände anhören.

Hauptpunkt: Wieso wird so ein massives Projekt — die WSW gehen von anderthalb Jahren Baustelle aus — ohne Bürgerbeteiligung geplant? Das sei nicht nachvollziehbar, schlicht unbegreiflich. Einzelne Themen wie etwa die Absenkung der Gehwege in Teilbereichen der Straße hätten zum Beispiel schon mehrfach in der BV auf der Tagesordnung gestanden — ohne dass sich irgendwas getan hätte. Dass jetzt die Ausschreibung sowohl für die Kanal- als auch die Straßenarbeiten bereits im Gange sei, besserte die Laune in der BV nicht.

Der Beschluss erfolgte am Ende dann auch mit großer Mehrheit: Bevor es losgeht, werden die Bürger gefragt. Dafür nehme man Verzögerungen in Kauf. Denn vom Baustart im Sommer geht von den Bezirksvertretern wohl niemand mehr aus.

Doch wie lange kann man die laut Massing absolut notwendige Sanierung aufschieben? Immerhin, so hieß es, könnten die aktuellen Kanäle ob des schlechten Zustandes auch einfach einbrechen. Das müsse man prüfen, so Joachim Knorr (CDU). Auch er sei für eine Bürgerbeteiligung, aber so ein Verfahren dauere schließlich. Zumal, wie zum Beispiel Klaus Lüdemann anführte, eine Veranstaltung auch gar nicht ausreiche. Er kritisierte zudem, dass die WSW nichts aus Fehlern der Vergangenheit gelernt hätten. 2003 bis 2005 habe es am Ölberg in der Marienstraße Kanalarbeiten gegeben — ebenfalls ohne Bürgerbeteiligung. Seine Parteikollegin Gerta Siller merkte an, dass gegen einen hohen zeitlichen Druck an der Neuen Friedrichstraße die vorläufige Planung der Arbeiten spreche: Angefangen werde nämlich im Bereich der Straße, wo der Zustand des Kanals gar nicht so marode ist.

Ziel und Forderung der BV ist es jetzt, dass die Verwaltung zügig die Öffentlichkeit mit einbezieht. Anwohner, aber auch lokale Akteure wie das Forum Mirke oder die Diakoniekirche. Detailfragen wie etwa zu den Bereichen Parken oder Barrierefreiheit waren in der Sitzung deshalb noch gar nicht groß Thema, sie sollen im umfangreichen Beteiligungsprozess besprochen werden. Das gilt auch für die Fragen zum Radverkehr. Denn wie Thomas Kring von der SPD, die das Thema in das Stadtteilgremium gebracht hatte, betonte: Man habe die Chance, mit der Neuen Friedrichstraße eine wichtige Achse für den nicht-motorisierten Verkehr zu optimieren.