Was glauben Sie denn? Neue Orte der Hoffnung
Christliche Friedhöfe sind nicht nur Orte der Trauer um die Verstorbenen. Sie sind auch Orte der Hoffnung. „Friedhöfe erinnern im christlichen Verständnis an den Garten Eden und sind ein Symbol der Auferstehung“, sagt Superintendentin Ilka Federschmidt vor dem Ewigkeitssonntag (Totensonntag) am 24. November.
Mit Blick auf den zunehmenden Druck, der auf den konfessionellen Friedhöfen in Wuppertal liegt (WZ berichtete), ist ein Umdenken nötig. „Auch wenn wir aufgrund der veränderten Bestattungskultur, nicht mehr so viele Flächen brauchen, wollen wir aus der Not eine Tugend machen und die Friedhöfe verstärkt in Gärten der Hoffnung und des Lebens verwandeln“, so Federschmidt. Wie dies konkret aussehen könnte, haben wir mit Landschaftsplanerin Christina Stoffers besprochen. Sie hat sich auf Friedhöfe spezialisiert.
Wie sieht ihr Friedhof der Zukunft aus?
Christina Stoffers: Ziel sollte es sein, den Friedhof in die Mitte des Lebens zu holen. Damit das gelingt, müssen Berührungsängste abgebaut werden. Der Anspruch an den Friedhof der Zukunft ist, dass trauernde Menschen getrösteter gehen als sie gekommen sind, dass viele andere Besucher den Friedhof entspannter verlassen, und dass mehr Menschen wieder „ihren“ Friedhof am Wohnort finden, mit dem sie sich identifizieren können. Die Friedhöfe haben auf Grund der vielen Freiflächen, die sich in den vergangenen Jahren gebildet haben, großes Potential. Ich kann mir kleine Spielplätze vorstellen oder ein Ruderboot, das mit Sand gefüllt ist. Und große Schaukeln, in die sich auch Erwachsene gerne mal reinsetzen. Friedhöfe sollten multifunktional genutzt werden. Dafür müssen sie ihre Tore mehr öffnen – für Menschen, die mit ihrem Hund spazieren gehen oder für Familien mit Kindern, die sich freuen, entspannt auf einem grünen, autofreien Gelände unterwegs zu sein, für Jogger. Friedhöfe sind Parkanlangen, grüne Oasen der Entschleunigung. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn dort Leben stattfindet. Für mehr Aufenthaltsqualität brauchen wir nutzbare Bänke, auf die sich Besucher auch gerne mal zum Lesen hinsetzen.
Welche Nutzungen sind denn aus Ihrer Sicht konkret für die Wuppertaler Friedhöfe denkbar?
Christina Stoffers: Auf den Elberfelder Friedhöfen wäre zum Beispiel genug Platz, um dort auf Freiflächen in Randbereichen Schafe weiden zu lassen. Oder es könnten Patenschaften für Bienengärten oder Urban Gardening auf abseitigen Flächen vergeben werden. Auch einen Pfad mit Psalmen oder einen Garten für die Sinne mit Pflanzen und Heilkräutern aus der Bibel kann ich mir gut vorstellen. Oder Bäume, die mit Hilfe der Kindergärten aus den Gemeinden und Grundschülern beschriftet werden. In dem Bereich hinter dem Gemeindehaus an der Hochstraße kann ich mir einen Pfarrgarten vorstellen, der von den Konfirmanden gestaltet wird und von dem die ganze Gemeinde profitiert. So würden die Friedhöfe zu Orten der Trauer und des Lebens zugleich.