Neue Partnerschaft zwischen Wirtschaft und Tanztheater
Da die Zeiten härter werden, soll ein Netzwerk helfen. Das Ensemble sucht den Kontakt zu Unternehmen.
Wuppertal. Kultur und Wirtschaft — zwei Bereiche, die nicht zusammengehören? Mitnichten. Das findet zumindest die bekennende Schar an Pionieren, die am Donnerstag gezielt voranschritt, hoch hinaus wollte und auf der 16. Etage der Stadtsparkasse am Islandufer verabredet war, um mit aller Symbolkraft, aber auch mit Saft und Schnittchen einen Schulterschluss zu besiegeln, der in Wuppertal in dieser Form wohl einzigartig ist.
Es soll der Anfang einer möglichst langen Kooperation sein: Die „Business Lounge Tanztheater Wuppertal“ ist nun offiziell auf den Weg gebracht. Das Konzept hat das Theater zusammen mit dem Stadtmarketing-Verein Wuppertalaktiv auf die Beine gestellt. Kurz gesagt: Heimische Unternehmer unterstützen das Pina-Bausch-Ensemble — und haben ihrerseits einen Vorteil davon, indem sie ein Vorkaufsrecht für Karten des Tanztheaters erwerben.
1000 Euro kostet ihre Partnerschaft pro Saison. Neun Unternehmen sind bereits mit im Boot — bis zu 50 sollen es im Idealfall werden, wie Tanztheater-Geschäftsführer Dirk Hesse hofft. Denn daraus macht er keinen Hehl: Obwohl „die Gastspiel-Nachfrage ungebrochen groß“ sei, weht der Wind auch auf dem Tanzparkett stärker. Wirtschaftliche Krisenjahre haben ihre Spuren hinterlassen und machen Absprachen nicht gerade leichter: Gastspiel-Partner würden „kleinteiliger verhandeln“, Personalkosten zunehmen, „Zuschüsse aber nicht in dem selben Maße steigen wie die Ausgaben“. So leben auch die Spitzentänzer, die als Selbstläufer gelten und deren Vorstellungen nahezu immer ausverkauft sind, nicht im Elfenbeinturm. „Auch wir müssen wirtschaften“, betont Hesse. „Wir haben einen Umsatz von etwas mehr als sechs Millionen Euro. 45 Prozent müssen wir pro Jahr selbst erwirtschaften. Die Patenschaften sind für uns also eine existenzielle Angelegenheit.“
400 Unternehmen waren angesprochen worden. Ob sich Hesse mehr als neun Erst-Paten gewünscht hätte? „Ich bin zufrieden“, sagt er. „Wir fangen ja gerade erst an.“ Während sich die ersten Unterstützer Donnerstag über Urkunden freuten, blickte allein Dominique Mercy unruhig auf die Uhr. Der künstlerische Theaterleiter musste die Runde der Pioniere vorzeitig verlassen — er musste zur Probe.