Jugendrat Neuer Jugendrat will über Jugendcafé mitentscheiden

Interview Zwei neu gewählte Jugendrätinnen über ihre Motivation und anstehende Projekte.

Victoria Schiavoni (l.) und Aslihan Ahsen Soytürk.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die WZ hat mit zwei neu gewählten Vertreterinnen des Wuppertaler Jugendrats gesprochen. Beide gehen auf die Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule. Aslihan Ahsen Soytürk (18) besucht die Q1 und wurde in den Jugendrat gewählt, Victoria Schiavoni (15) geht in die neunte Klasse und hat einen Platz als Jugendrats-Stellvertreterin.

Warum habt ihr für die Jugendratswahlen kandidiert?

Victoria Schiavoni: Ich möchte gerne ein paar Sachen in der Stadt verändern. Zum Beispiel gibt es sehr viel Dreck auf den Straßen. Das finde ich nicht schön. Das soll sich ändern. Und ich möchte auch mehr Kultur in die Stadt bringen, so dass Jugendliche mehr Kultur erfahren können.

Aslihan Ahsen Soytürk: Ich bin politisch begabt und wollte das auch gerne politisch weiter ausüben können und da hielt ich den Jugendrat für die beste Wahl. Ich will den Rassismus in der Stadt ein wenig verringern, weil ich immer noch Rassismus abbekomme, weil ich Kopftuch trage und man mich deshalb sogar als Terroristin bezeichnet.

Das sind gute Themen. Habt ihr damit auch euren Wahlkampf gemacht?

Soytürk: Wir haben uns zusammen mit den anderen Kandidaten dagegen entschieden, und uns eher dafür entschieden, den Jugendrat populärer und bekannter zu machen. Weil viele uns noch nicht kennen. Und wir haben uns gesagt, dass es nichts bringen würde, wenn wir uns anfeinden, weil wir schließlich nach der Wahl zusammenarbeiten müssen.

Kein Wahlkampf, sondern also ein Kampf um Bekanntheit. Vielleicht hat es ja etwas gebracht. Schließlich ist die Wahlbeteiligung von vier Prozent bei der letzten Jugendratswahl 2015 auf acht Prozent bei der jetzigen Jugendratswahl gestiegen. Habt ihr dafür eine Erklärung?

Schiavoni: Ich habe keine direkte Erklärung. Aber wir haben sehr viel Werbung für die Wahl gemacht. Wir haben auch mit vielen Lehrern gesprochen und die haben sich dann auch stark dafür engagiert, dass die Schüler wählen gehen. Sogar die Computerräume wurden für die Wahl frei gehalten. Und unsere Schule ist letztlich die Schule, an der die meisten gewählt haben.

Soytürk: Auch eine Woche vor der Wahl haben wir uns mit Ständen nach Elberfeld und Barmen gestellt, um uns noch bekannter zu machen. Eben auch für Leute von anderen Schulen. Und wir haben auch viele Vorschläge bekommen von den Jugendlichen, was wir verändern können.

Habt ihr schon konkrete Projekte, die ihr angehen wollt?

Soytürk: Über drei Projekte haben wir schon abgestimmt: Aktionen, Umwelt und Integration. Ich bin zur Gruppe Integration gegangen und da sind uns zwei Themen besonders aufgefallen. Einmal sind dies Personen mit Handicap. Bei dieser Gruppe fällt auf, dass sie noch Schwierigkeiten haben, sich zum Beispiel im öffentlichen Raum zu bewegen. Und dann die Kulturen unter sich. Unter den Kulturen in Wuppertal gibt es immer noch diese Anfeindungen. Wir haben vorgeschlagen, eine Art Kulturnacht zu machen, um Vorurteile abzubauen. Für die Personen mit Handicap können wir uns vorstellen, dass man in öffentlichen Gebäuden für Barrierefreiheit sorgt. Aber das sind nur erste Ideen, in der nächsten Zeit wollen wir klären, was wir genau machen wollen – was wir auch machen dürfen.

Ein Projekt könnte ja zum Beispiel auch das Jugendcafé „Jim“ sein, welches seit mehr als einem Jahr geschlossen ist. Wird der Jugendrat sich einschalten?

Schiavoni: Wir haben das auf jeden Fall vor! Wir überlegen aber gerade noch mit verschiedenen Parteien zusammen, und mit dem Jugendhilfeausschuss, wie das weiterlaufen soll.

Soytürk: Angeblich gibt es schon einen neuen Standort. Aber mit dem soll auch sichergestellt sein, dass es da dann auch läuft.

Schiavoni: Es gab jetzt schon Streit darum, ob das gleiche dann wieder passiert, wie am alten Standort. Aber wir schalten uns da ein.