Wuppertaler Weltweit Eine Landschaft wie auf einem anderen Planeten
Anna Pollmann forscht für die Bergische Universität aktuell am Südpol. Sie beschreibt die Reise und das Leben dort.
Anna Pollmann hat Glück gehabt. Sie hat ein Zimmer mit Fenster bekommen. Von dort aus hat sie einen besonderen Ausblick. Sie schaut direkt zum geografischen Südpol. Pollmann ist Astroteilchenphysikerin an der Bergischen Universität und arbeitet für drei Wochen an einem Experiment in der Antarktis. Und schon abseits der Wissenschaft ist sie fasziniert von diesem Ort. „Ich könnte manchmal einfach nur ewig aus dem Fenster starren. Besonders mit dem Wind sieht es aus wie auf einem fremden Planeten, vollkommen unwirklich wie der Schnee über den Boden fliegt, der aussieht wie ein Meer aus Schnee“, beschreibt sie, was sie sehen kann.
Pollmann ist an einer amerikanischen Forschungsstation namens Ice Cube, dem weltgrößten Teilchendetektor. Sie bereitet dort ein Experiment vor, mit dem magnetische Monolpole nachgewiesen werden sollen – Magnete mit nur einem Pol. Die können dort, auf dem Weg durch das Eis, nachgewiesen werden über eine Art Leuchten, dass sie im Schnee verursachen.
Der Weg an den Südpol war aufwendig. Zwölf Stunden von Frankfurt nach Singapur, nochmal zwölf Stunden nach Christchurch. Ab da wurde es „richtig besonders“, beschreibt Pollmann. Dort steht das Antarktis Center, wo sie auf das ewige Eis vorbereitet wurde. Schon allein die Ausrüstung: Sie und vier weitere Wissenschaftlerinnen haben „einen dicken Parka bekommen, Big red genannt. Wir bekamen fünf verschiedene Paar Handschuhe, verschiedene Mützen, Schuhe, die Bunny Boots genannt werden, und Taschen, in die unser Gepäck umgefüllt werden konnte.“
Obwohl es in Christchurch 20 Grad waren, mussten die Frauen den nächsten Schritt schon in antarktischer Kleidung antreten und dick eingepackt zum Flughafen fahren, wo sie in eine US-Frachtmaschine nach McMurdo gebracht wurden, einer Küsten-Station der Antarktis. „Wir bekamen draußen eine Tüte mit Essen für den 6,5-Stunden-Flug. Uns wurde geraten, nur wenig zu essen, weil es nicht selten vorkommt, dass das Flugzeug nicht landen kann und dann wieder die ganze Strecke zurückfliegt.“ Sie konnten aber landen. „Es war überwältigend, als wir ausstiegen. Wir waren in einer Ebene zwischen vielen Bergen gelandet, die allerdings das überfrorene Meer war. Diese Riesen-Maschine war auf dem Eis gelandet“, ist Pollmann noch immer begeistert. Dort sind es -10 Grad. Und durch die Nähe der Dry Valleys, dem trockensten Ort der Erde, ist es auch nicht immer angenehm. „Speziell die Nase macht das nicht so gerne mit.“
Geduscht wird nur zweimal in
der Woche für zwei Minuten
Nach zwei Tagen ging es weiter Richtung Südpol, aber schon die Fahrt zum Flugfeld hinterließ eindringliche Bilder. „Auf dem Weg sahen wir, wie die Wellen des Meeres im Eis eingefroren waren. An einer anderen Stelle waren die stehenden Wellen aufgebrochen und das Eis stand in meterhohen Kristallen nach oben, die ein ganz besonderes blau-grünes Leuchten haben. Das wirkte auf mich wirklich wie in einem Science-Fiction Film.“
Weitere 3,5 Stunden im Frachtflieger bis zum Südpol. Dann die Landung auf Skiern im Schnee. Und wieder aussteigen in der weißen Weite: „Der Ausblick hier war unbeschreiblich.“ Die Kälte auch: „Als die Tür aufging, wurde es kalt. Bisher hatten wir immer die leichtesten Handschuhe und Mützen getragen. Jetzt hatten wir von allem zwei Lagen und die dicksten Sachen an.“ Kein Wunder. Dort sind aktuell -40 Grad.
Dafür bietet das Panorama auf 2800 Höhenmetern einiges: „Der Schnee sieht hier aus als wäre man auf hoher See. Man konnte bis zum Horizont sehen, alles ist flach. Es kam mir vor als würde ich in eine Postkarte hineinsteigen.“
Pollmann lebt aktuell mit 132 Personen auf der Forschungsstation. Forscher, Köche, ein Arzt, Mechaniker, Ingenieure und vor allem Logistik-Arbeiter. Der Aufwand ist riesig. Die Regeln sind streng. „Wir dürfen hier nur zweimal die Woche zwei Minuten lang duschen. Wasser bereitzustellen ist extrem aufwendig und teuer“, erklärt Pollmann.
Da es immer hell ist, arbeiten die Menschen den ganzen Tag über. Die, die auf ihren Zimmern sind, müssen also auch immer ruhig sein. Aber das macht Pollmann sicher nichts aus. In Ruhe lässt es sich doch sehr gut aus dem Fenster schauen.