Campus Wuppertal Anna Pollmann will das Unsichtbare sichtbar machen

Wuppertal · Die Wissenschaftlerin reist im November an den Südpol. Dort will sie Magnetische Monopole nachweisen.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Viel weiter als Anna Pollmann kann man nicht reisen. Die Astroteilchenphysikerin fliegt nämlich im November an den Südpol. Erst geht es nach Christchurch in Neuseeland, dann ein paar Tage später weiter nach McMurdo, eine Küstenstation am Rande der Antarktis, weiter direkt an den Südpol. Das ganze dürfte Pollmann - einige Tage Übergangszeit in Christchurch ausgeklammert — rund 40 Stunden Reisezeit kosten.

Aber es soll nicht um die Strapazen gehen. Denn die werden es Wert sein. Für Pollmann persönlich wegen der einmaligen Eindrücke einer solchen Reise. Und für die Wissenschaft. Denn Pollmann hilft dabei, ein Experiment vorzubereiten, dessen Ergebnis in der Physik Wellen schlagen könnte.

Das große Ganze im
ewigen Eis erforschen

Es geht um das große Ganze, das man im ganz Kleinen untersuchen muss. Es geht darum, herauszufinden, welche Physik-Theorie richtig ist und darum, mehr über den Urknall, die Entstehung des Universums, und die Zeit danach herauszufinden. Dafür muss Pollmann in das ewige Eis.

Sie arbeitet am Südpol drei Wochen lang am Ice Cube, dem weltgrößten Teilchendetektor, der auf einem Kubikkilometer unterirdisch im Eis der Antarktis liegt. Der misst mit Sensoren eine bestimmte Art von Licht, die Neutrinos bei der Reaktion mit Materie - dem Eis - erzeugen.

Jetzt hilft Pollmann, dass dort auch Magnetische Monopole gesucht werden können - Magnete mit nur einem Pol. Die kommen eigentlich nicht vor, sollen aber beim Urknall entstanden sein. „Seit 70, 80 Jahren tauchen sie in fast allen Theorien auf“, erklärt Pollmann. Gesehen, nachgewiesen wurden sie aber noch nicht.

Pollmann muss erst
den Schnee untersuchen

Um sie nachzuweisen, sollen sie jetzt im unterirdischen Detektor sichtbar gemacht werden - durch Licht, ähnlich wie bei den Neutrinos. Sie erzeugen aber wegen der geringeren Geschwindigkeit gegenüber Neutrinos im Schnee kein Licht - sondern nur eine Lumineszenz, ein Leuchten. Dass das im Schnee möglich ist, habe man in den letzten Jahren an der Uni nachgewiesen. Wie stark das Leuchten ist, könne man aber nur vor Ort messen. Dafür wurde eine Teströhre gebohrt - 12,5 Zentimeter im Durchmesser, 1,7 Kilometer tief. Darin wird Pollmann mit den anderen Forschern des Projekts eine Sonde ablassen, die die Eigenschaften des Schnees misst - damit sie am Ende weiß, in welcher Höhe man welche Leuchtstärke erwarten kann; damit man weiß, nach welchem Effekt man im Ice Cube überhaupt Ausschau halten muss. „Die Methode ist so neu, wir können sie noch gar nicht anwenden“, erklärt Pollmann, warum dieser Vorversuch nötig ist.

Pollmann und die Uni Wuppertal, die Partner an der amerikanischen Forschungsstation am Südpol sind, könnten Großes entdecken. Aber sie sind nicht alleine auf der Suche. Am Cern suche man auch nach den Monopolen, weiß Pollmann. Allerdings gehen beide Suchen von verschieden großen Teilchen aus. Pollmann sagt, die Uni Wuppertal gehe von den größeren Teilchen aus. Zudem ließen sich mit der Technik auch nur die nachweisen.

Bevor es ans Entdecken geht, muss Anna Pollmann aber erst mal anreisen und sich akklimatisieren. Nach der langen Reisezeit heißt es erst mal drei Tage lang ankommen. Denn der Südpol liegt auf rund 3000 Metern Höhe. Wenn sie von der Station McMurdo anreist, die auf Höhe des Meeresspiegels liegt, muss sie ihrem Körper erst einmal Zeit geben, an- und mit der dünnen Luft zurechtzukommen. Und mit den Temperaturen. Denn im November, im arktischen Frühling, könne man schon von Minus 40 Grad ausgehen, sagt Pollmann. Sie ist mit dicker Unterwäsche und Spezialkleidung, die gestellt wird, gut vorbereitet. Sie freut sich auf die Reise. Nicht nur als Wissenschaftlerin. Denn neben dem Unsichtbaren, das sie sichtbar machen will, ist sie auch gespannt auf das, was man dort zu sehen bekommt: das ewige Eis.