Offen gesagt Neues aus Absurdistan

Wuppertal · Eines müssen die Wuppertaler ihren Kommunalpolitikern lassen: sie sind immer für einen Unsinn gut. In manchen Wochen schöpfen sie sogar richtig aus dem Vollen. Die nun zu Ende Gehende war so eine. Allein das Bündnis, das am Montag eine Bürgerbefragung zum möglichen Bau einer Seilbahn zwischen Döppersberg und Küllenhahn beschließen wird, ist ein Stück aus dem Kuriositätenkabinett.

Wuppertal

Foto: yes/Schwartz, Anna (as)

Dass die CDU sich den Grünen angeschlossen hat, ist das eine. Nun tun sich die Christdemokraten aber auch mit den Linken zusammen, um im Stadtrat nicht Farbe bekennen zu müssen. 

Auch inhaltlich ist der Antrag eine Farce. Er sagt letztlich nichts anderes aus, als dass eine Handvoll Fraktionen die politische Arbeit verweigern will. Wer nämlich die Bürger danach fragt, was sie von einer Seilbahn halten, der wird nachher im Stadtrat wohl kaum gegen den Willen der Mehrheit entscheiden. Schließlich ist im Herbst 2020 wieder eine Kommunalwahl. Da geht es um viel. Vor allem um Sitze und Posten. Also wird eine schwerwiegende Entscheidung in die Hände von Bürgern gelegt, die dass, worum es geht, schon mangels fundierte Informationen nur schwer beurteilen können. Daran wird auch ein Flugbättchen nichts ändern, das mit den Wahlunterlagen verschickt werden soll.

Dass diese kommunalpolitische Arbeitsverweigerung den Steuerzahler obendrein noch 230 000 Euro kosten soll, macht den schlechten Witz noch schlechter. Für alle Ratsdamen und Herren, die den Bezug zum Geld der Steuerzahler schon ein bisschen verloren haben, sei hier erwähnt, dass der Staat davon ausgeht, dass eine Schule mit 137 000 Euro vernünftig mit Digitaltechnik ausgestattet werden kann. Da wirken 230 000 Euro für Wahlzettel, Flugblättchen und Briefporto wie der blanke Hohn.

Der Stadtrat kann und darf sich der Entscheidung über eine Seilbahn nicht entziehen, die den Menschen in der Südstadt so nahe kommt, während sie den Wuppertaler Studenten nutzt und womöglich vielen, die weiter weg wohnen, wie eine touristische Attraktion vorkommen mag. Wo die Interessen so sehr widerstreiten, sind gewählte Parlamentarier aufgefordert, Stellung zu beziehen und ihre Entscheidung auf vor denen zu vertreten, die darunter zu leiden haben. Wer das nicht macht, der macht sich aus dem Staub.

Und als wäre das alles nicht schon genug an Nachrichten aus Absurdistan, springt nun auch noch ein neuer Kasper aus der Tüte. Die Wahl des Oberbürgermeisters steht bevor. Und bisher hat nur die SPD einen Kandidaten. Es ist wenig verwunderlich, dass die Sozialdemokraten ihren Genossen und Amtsinhaber Andreas Mucke auf den Schild haben. Seit gestern kennt der zumindest einen Gegner. Es ist kein geringerer als der abberufene Dezernent für Bürgerbeteiligung Panagiotis Paschalis. Frei nach dem Motto: Wenn ich schon nicht schwimmen kann, versuche ich es mal mit Fliegen, will der gescheiterte Beigeordnete nun Oberbürgermeister werden. Das ist schon deshalb ein bisschen pikant, weil die beiden jetzt bekannten Kandidaten nicht nur politisch konkurrieren, sondern auch juristisch. Mucke hat Paschalis wegen Verleumdung angezeigt, weil Paschalis behauptet, er sei nur deshalb aus dem Amt gejagt worden, weil er einen vermeintlichen Fall von Korruption aufdecken wollte. Vor Gericht ist Paschalis damit bisher untergegangen. Aber das kann einen Seemann nicht erschüttern. Schließlich steht Karneval vor der Tür. Und da ist schon aus manchem Leichtmatrosen ein Kapitän geworden. Wenn auch nur bis Aschermittwoch. Zum Glück.