Kinder und Bildung Neues Projekt „Bilderbuchapotheke“ unterstützt geflüchtete Kinder in Wuppertal-Heckinghausen

Wuppertal · Bilderbuch als Medium zur Heilung: Beim ersten Lesefestival stellt die Krawatte ihr neues Projekt „Bilderbuchapotheke“ vor, das geflüchtete Kinder fördert.

Leseparten begleiten bei dem neuen Projekt „Die Bilderbuchapotheke“ geflüchteten Kindern.

Foto: Dorothee van den Borre

Ängste, Heimweh und Traumata bewältigen sowie individuelle Leseförderung geflüchteten Kindern anbieten – junge Leseanfänger werden bei dem neuen Projekt „Die Bilderbuchapotheke“ gestärkt und unterstützt. Schließlich leben in Heckinghausen derzeit 10 694 Menschen, 52 Prozent der Einwohner haben einen Migrationshintergrund, in ganz Wuppertal sind es 38 Prozent. Insbesondere junge Familien wählen Heckinghausen als Wohnort. „In der Grundschule des Quartiers hat jedes zweite Kind Deutsch als Zweitsprache und jedes vierte Kind kommt aus einer Familie im Bürgergeldbezug“, beteuert Dorothee van den Borre, die den daraus resultierenden Unterstützungsbedarf mit dem neuen Projekt aufgreift.

Die ökumenische Flüchtlingsinitiative Komm der evangelischen Kirchengemeinde Heckinghausen, das Kommunale Integrationszentrum der Stadt Wuppertal und der Sozialdienst Katholischer Frauen verfolgen die Intention, Kinder zu begleiten, die durch Armut oder Fluchterfahrung besondere Herausforderungen meistern müssen. In diesem Zuge wurde die pädagogische Werkstatt Wuppertal Ost in der Krawatte – einer ehemaligen Krawattenfabrik in Heckinghausen – eingerichtet.

41 Ehrenamtliche geben Nachhilfe, kostenlosen Klavierunterricht, initiieren Sprachkurse und einen Leseclub. Darüber hinaus bietet ein ukrainischer Informatiker einen Computerkurs für Kinder an. „Familientage, Ferienprogramme, kreative Angebote und ein Zirkusprojekt runden unsere Angebote ab. Wir erreichen wöchentlich zwischen 120 und 170 Kindern“, erläutert Van den Borre. Auch die Familien der Kinder erhalten Sprach- und Kommunikationskurse und Beratung, treffen sich im Krawatten-Café. Sie bekommen Hilfe bei Ämtergängen, Umzügen und Möbelbeschaffung.

„Kinder, die neben Armuts- oder Fluchterfahrung mit zusätzlichen Herausforderungen wie Verhaltensauffälligkeiten und Entwicklungsverzögerungen zu kämpfen haben, konnten wir bisher jedoch nicht genügend unterstützen. Mit unserem Projekt wollen wir diese Kinder niederschwellig erreichen“, verspricht Van den Borre. Lesepaten nutzen diese Literatur für die individuelle Leseförderung geflüchteter Kinder. „In einem ersten Schritt werden die Bilderbuch-Apotheken gemeinsam mit einer Fachkraft zusammengestellt“, erläutert Van den Borre. Diese Paten setzen sich mit den Bilderbüchern auseinander, lernen sie kennen und erhalten eine Schulung.

Für die „Bilderbuchapotheke werden Ehrenamtler geschult

Um sich den herausfordernden Aufgaben zu widmen, Themen der Bilderbuch-Apotheke aufzugreifen und sie mit den Kindern gemeinsam zu erarbeiten, werden sie vor ihrem Einsatz selbst in diversen Modulen gecoacht, die nach Bedarf durch weitere ergänzt werden. Themenfelder wie Kinder mit Förderbedarf spielerisch und ganzheitlich fördern, Bilderbücher und ihre Einsatzmöglichkeiten, Entwicklungsschritte und Krankheitsbilder verstehen, pädagogisches Zaubern für Lesepaten, eigene Grenzen und Netzwerke der Hilfe kennenlernen stehen auf dem Programm.

Im nächsten Schritt stellen die Lesepaten den jeweiligen Klassenlehrern die Bücher vor und bekommen Kinder zugeteilt. „Die Kinder bekommen von den Lesepaten die Bücher vorgelesen und arbeiten mit ihnen anhand der selbstgestalteten Materialien. Wie lange diese Tandems arbeiten, entscheiden die Lehrerinnen und die Lesepatinnen gemeinsam.“

In jedem Jahr sollen 50 Kinder von den kooperierenden Schulen vorgeschlagen werden, die demnach Grundschulen in Heckinghausen besuchen oder zu Gast im Arthotel sind. „Die Kinder erreichen wir zum einen durch unsere Arbeit in der Krawatte und durch die Empfehlungen der Grundschulen“, verrät die Projektleiterin. In dem laufenden sowie im Schuljahr, das im Sommer 2025 beginnt, kann das Konzept seine Wirkung entfalten. Anschließend werden die Initiatoren eine Entscheidung treffen, ob es in das Regelprogramm der Krawatte aufgenommen wird.

Das Bilderbuchprojekt wird bei dem ersten Lesefestival in der ehemaligen Krawattenfabrik, Bockmühle 17a in Heckinghausen, vorgestellt. Die Veranstaltung findet am Samstag, 21. September, von 14 bis 19 Uhr statt. Von 14 bis 16.30 Uhr gibt es vor allem Angebote für Kinder und Jugendliche, von 17 bis 19 liegt der Schwerpunkt der Veranstaltung bei den Erwachsenen. „Aber zu jeder Zeit ist für Menschen jeden Alters etwas im Angebot“, kündigt Van den Borren an.