Nicht jede leerstehende Immobilie eignet sich als Notunterkunft

Mehr als 100 Objekte hat die Stadt geprüft. Das Gebäude an der Zeughausstraße entspricht nicht den Anforderungen.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Fast täglich wird die Verwaltung auf leerstehende Immobilien in Wuppertal hingewiesen, die als Flüchtlingsunterkünfte dienen könnten. „Wir schauen uns alle Objekte an, aber aufgrund der Fülle der Prüfungen kann es auch einmal länger als drei Tage dauern, bis wir darauf reagieren“, sagt Sozialdezernent Stefan Kühn und bittet um Verständnis bei den hilfsbereiten Wuppertalern. Mehr als 100 Objekte hat die Stadt inzwischen geprüft. Nur die wenigsten eignen sich als Notunterkunft des Landes oder für eine kommunale Unterbringung von Flüchtligen. Das hat vielfältige Gründe.

Das Land hat von Städten wie Wuppertal gefordert, Notunterkünfte mit mindestens 300 Plätzen zur Verfügung zu stellen. „Diese Vorgabe macht das Land auch aus logistischen Gründen. Größere Einheiten werden über Caterer beliefert. Eine zentrale Einrichtung zu unterhalten, ist generell einfacher, als verschiedene Orte zu betreuen und zu versorgen. In der gewünschten Größenordnung ist die Auswahl allerdings begrenzt“, sagt Michael Neumann, Produktmanager Soziale Einrichtungen des Gebäudemanagements.

Geprüft wurde zum Beispiel eine seit Jahren leerstehende Immobilie im Besitz des Landes an der Zeughausstraße. Das mehrstöckige Gebäude müsste jedoch baulich erheblich verändert werden, um die sicherheitstechnischen Anforderungen zu erfüllen. Außerdem gibt es Gerüchte, dass damals beim Bau Asbest verwendet wurde.

Im Vergleich dazu ist die frühere Förderschule an der Hufschmiedstraße, wo Ende Oktober 250 Flüchtlinge einziehen, auf einem viel besseren Stand. „Dort haben wir vor einigen Jahren eine zweite Fluchttreppe angebaut“, sagt Michael Neumann.

Nicht nur beim Brandschutz, sondern vor allem bei den sanitären Anlagen stelle sich die Frage nach dem finanziellen Aufwand. Das Land beschränkte die zeitliche Nutzung der Notunterkünfte zunächst auf sechs Monate. Schließlich sind sie nur eine Übergangslösung, bis wieder Kapazitäten zur Registrierung und Prüfung der Anträge frei sind. Der kostspielige Einbau von Duschen, Toiletten, Heizung, Belüftung, Warmwasseraufbereitung und Brandschutz lohnt sich in entkernten Fabrikgebäuden oder Bauruinen nicht, wenn Millionenbeträge dafür erforderlich sind.

Bietet ein privater Besitzer eine Immobilie für Flüchtlinge an, dann muss der Preis stimmen. „Zu hohe Mieten akzeptieren wir nicht“, sagt Michael Neumann. Das gilt auch für Privatwohnungen, die die Stadt für Flüchtlinge anmietet, die gute Chancen auf eine Anerkennung und ein Beliebrecht haben. „Eine Baustelle bieten wir niemandem als Wohnung an“, sagt Kühn.