Ausstellung zu Gustav Landauer in Wuppertal „Nie kommt man durch Gewalt zu Gewaltlosigkeit“
Die Bergische VHS zeigt eine Ausstellung zu 100 Jahren Mord an Gustav Landauer.
Dass Else Lasker-Schüler in diesem Jahr ihren 150. Geburtstag feiert, ist derzeit kaum zu übersehen. Auch Helene Stöckers 150. Geburtstag findet immer wieder Erwähnung. Die Armin T. Wegner-Gesellschaft und zahlreiche Wuppertaler Initiativen erinnern im Rahmen des Festivals „Erinnern an die Zukunft“ jedoch noch an einen weiteren Vordenker, der vor 100 Jahren im Rahmen der Bayerischen Revolution zu einem der ersten Opfer des sogenannten „weißen Terrors“ wurde: Das Theatermuseum Düsseldorf hat dem Leben und Wirken des sozialistischen Schriftstellers, Literaturkritikers und Übersetzers Gustav Landauer eine Ausstellung gewidmet, die bereits in Amsterdam, Jerusalem und Düsseldorf zu sehen war und am Donnerstagabend in der Bergischen Volkshochschule eröffnet wurde.
„Nie kommt man durch Gewalt zu Gewaltlosigkeit.“ Dessen war sich Gustav Landauer sicher. Auf Grundlage seines Siedlungs- und Genossenschaftssozialismus wurde 1921 die Gemeinschaft „Freie Erde“ in Düsseldorf gegründet und bis heute dient er Aussteigern und Kommunen als Inspiration. Ein „unstillbares Interesse an den vielfältigen Formen des Lebens“ habe seine Arbeit ausgezeichnet, so Dr. Michael Matzigkeit, Kommissarischer Leiter des Theatermuseums Düsseldorf. Dass Landauers Wirken zunehmend in Vergessenheit gerät, könne durch seinen Anspruch erklärt werden, kritisches Denken und Handeln als Einheit zu verstehen. Landauer habe nicht warten wollen. Das bewies er spätestens mit dem Manifest zur Proklamation der Räterepublik, das er 1919 gemeinsam mit Erich Mühsam erstellte.
Auf Infotafeln wird
sein Leben nachgezeichnet
Auf zahlreichen Informationstafeln wird in den Räumlichkeiten der VHS das Leben Landauers nachgezeichnet – von seiner Kindheit in einem assimilierten jüdischen Elternhaus, über sein Studium der Germanistik und Philosophie bis hin zu seinem politischen Engagement, das ihm den Ausschluss von allen preußischen Hochschulen sowie zahlreiche Hausdurchsuchungen und Inhaftierungen einbrachte – und letztlich seine Ermordung durch Münchener Freikorps im Gefängnis Stadelheim. Seine Tätigkeit als Redakteur der Zeitung „Der Sozialist“ wird ebenso dargestellt wie seine Zeit als Dramaturg am Düsseldorfer Schauspielhaus. Dabei kommt nicht nur Landauer selbst durch Werkfragmente und Briefe zu Wort, sondern auch Weggefährten und prominente Bewunderer, darunter Alfred Döblin, Auguste Hauschner, Hugo Ball und Else Lasker-Schüler.
Highlight der Eröffnungsveranstaltung am Donnerstagabend war die Lesung verschiedener Texte Landauers durch den Schauspieler Rolf Becker, der ihm mit großem Ausdruck seine Stimme lieh. Ergänzt wurde dieser Einblick in Landauers Schaffen durch musikalische Beiträge des Vorsitzenden der Armin T. Wegner-Gesellschaft Ulrich Klan, der humorvolle Lieder von Erich Mühsam und Peter Ortmann zum Besten gab. Der Philosoph Dr. Andreas Steffens beleuchtete Landauers Verständnis der Begriffe Sozialismus und Utopie sowie seine Theorie vom „werdenden Menschen“: In Landauers Verständnis sei nicht klar, was der Mensch ist, sondern er „erkundet, wie er sein kann“. „Der Unmensch muss auftreten, damit der Mensch sichtbar werde.“ Diese Ansicht spiegelt sich letztlich sogar in Landauers letzten Worten gegenüber den Freikorps wieder: „Erschlagt mich doch! Dass ihr Menschen seid!“ Das Programm des Zukunftsfestivals läuft bis zum 28. Mai, die Ausstellung ist voraussichtlich bis zum 23. Mai geöffnet.