Nordbahntrasse: 1,7 Millionen – bis Mai ist Zeit

Rad- und Wanderfans dürfen weiter hoffen: Zwei weitere Viadukte werden von der Wuppertal Bewegung entholzt . Aktueller Spendenstand: 824 000 Euro.

Wuppertal. Es geht voran: Wenn die Wuppertal Bewegung am Samstag, 24. Februar, mit vielen Schülern, Eltern, Feuerwehrleuten und anderen Helfern die Viadukte Wichlinghauser Straße und Bartholomäusstraße auf der Nordbahntrasse entholzt und von Wurzelwerk befreit, dann sind alle bedeutenden und denkmalgeschützten Viadukte in der Stadt von wildem Gehölz befreit.

Die Erfolgsgeschichte um den geplanten Rad-, Wander- und Skaterweg auf der etwa 20 Kilometer langen Nordbahntrasse geht also weiter - und das nur durch das ehrenamtliche Engagement der Wuppertaler. "Wir haben bis jetzt eigentlich nur etwas mehr als 700 Euro ausgegeben", freut sich Carsten Gerhardt, der Vorsitzende der Wuppertalbewegung, die am 6. Februar vergangenen Jahres gegründet wurde.

Nur zur Erinnerung: 21 Mitglieder hatte der neue Verein damals und im Oktober kamen trotzdem etwa 400 Wuppertaler zur Entholzung des Viaduktes über dem Steinweg. Noch ist die Strecke außerhalb der Viadukte zwar stark verholzt, aber auch dieses Problem wird laut Carsten Gerhardt nicht mehr lange existieren: "Etwa 30 Gärtner vom Verband der Landschaftsgärtner haben zugesagt, die Trasse an einem Tag zu entholzen." Offen bleibt nur die Frage, wann dies in der nächsten Zeit geschehen kann, weil wegen des Naturschutzes solche Arbeiten im Frühjahr nur eingeschränkt möglich sind. Aus diesem Grund will der Vorsitzende mit dem BUND und den Grünen Gespräche führen - irgendwie müssen halt Holz und Strauchwerk von der Trasse.

Carsten Gerhardt hat es eilig und das nicht ohne Grund. Der Vorsitzende folgt einem ehrgeizigen Zeitplan, um die Wuppertaler Stadteile mit der Trasse zu verbinden. Bereits im Sommer könnten seiner Ansicht nach die wirklichen Arbeiten beginnen, und nach einem Jahr Bauzeit sollten sie beendet sein. Dann hätte Wuppertal eine einmalige Attraktion, die es so woanders nicht gibt: Einen 20 Kilometer langen kombinierten Rad- und Wanderweg der mitten durch die Stadt führt und der konzeptionell so angelegt ist, dass seine Attraktivität mit dem Engagement der Wuppertaler steigt. So ist es laut Gerhardt denkbar, dass Restaurants an der Trasse entlang eröffnen - etwa in alten Bahnhöfen.

Es gibt allerdings noch ein Hindernis - und das ist das Geld. Die Gesamtkosten der Nordbahntrasse werden auf eine Summe zwischen zwölf und 16 Millionen Euro geschätzt. Davon könnten allerdings 80 Prozent vom Land Nordrhein-Westfalen gezahlt werden im Rahmen der so genannten EU-Ziel-2 Förderung.

Das hat, wie die WZ schon berichtete, jedoch einen Haken: Um diese Gelder zu erhalten, braucht der Verein eine Anschubfinanzierung und die macht knackige 2,5 Millionen Euro aus. Am Wochenende betrug die bisher gesammelte Spendensumme 824 000 Euro. Carsten Gerhardt ist zuversichtlich, dass er die restlichen 1,7 Millionen Euro auch noch zusammen bekommt. Es darf also niemanden wundern, wenn er den rührigen Mann in den nächsten Tagen bei der ein oder anderen Firma in das Chefzimmer gehen sieht - er sammelt Spenden ein.

Wenn die restlichen Gelder beisammen sind, ist die Stadt Wuppertal am Zug. Von ihr müssen die Fördergelder beantragt werden, im Mai soll dies geschehen. Für Carsten Gerhardt ist klar, dass auch das Stadtsäckel Gewinner bei dieser Aktion ist. "Wenn die Viadukte nicht saniert werden, dann müssen sie abgerissen werden. Die Stadt müsste sich an diesen Kosten mit 50 Prozent beteiligen." Seiner Rechnung nach würde dies den Steuerzahler Millionen kosten.

Das ist nicht der Fall, wenn die Trasse gepflegt wird. Bei den mittlerweile mehr als 600 Menschen, die die die neue Nordbahntrasse unterstützen, sind auch einige Ingenieure. Die haben die Viadukte untersucht und sind der Auffassung, dass die Bauwerke noch mehr als 100 Jahre halten - wenn sie von Wurzeln und Gestrüpp befreit werden. "Das ist wie bei einem kariösen Zahn" stellt Carsten Gerhardt einen Vergleich her. Also: Wurzeln raus, Radler und Wanderer drauf, dann hat Wuppertal eine weiteres Wahrzeichen.

Mehr Infos im Internet: www.wuppertalbewegung.de