Wuppdika! - „Wir müssen einfach dabei sein“
100 000 Jecken feierten am Sonntag beim Karnevalszug. Im Tal herrschte närrischer Ausnahmezustand.
<span style="font-weight: bold;">Wuppertal. "Ich tausche meine rote gegen deine gelbe Blume", ruft das Punkermädchen mit den Glitzerhaaren ihrer Freundin zu. "Ich will Popcorn", ruft die zurück. Mehr als 100 000 Jecken, so die Schätzung der Polizei, waren gestern unterwegs, um beim Rosensonntagszug die Kamelle-Tüten zu füllen. Und wie war die Stimmung? "Bombig", befinden die sieben Zwerge, die am Alten Markt die Bierkrüge stemmen. Seit 25 Jahren feiert die Clique an derselben Straßenecke, drei Meter vom Zug entfernt. "Als Wuppertaler müssen wir einfach dabei sein", sagen auch Hans-Jürgen und Brigitte Püchel aus Wichlinghausen. "Einen ganzen Koffer voller Kostüme" haben die beiden schon angesammelt - alle selbstgenäht, versteht sich. In diesem Jahr haben sie sich für das Clownskostüm entschieden. Das ist nicht nur schön bunt, sondern hält bei sechs Grad Außentemperatur auch noch gut warm. Der kleine Jeck in der zweiten Reihe hat derweil andere Sorgen: Irgendwie will es mit dem Süßigkeiten-Lockruf noch nicht klappen. Ununterbrochen ruft er - leicht zoologisch -: "Ich will Kamele!"
20 Fußgruppen und Wagen, voll beladen mit Zuckerstangen, Fruchtbonbons, Chips und leckerem Mäusespeck zogen gestern durch die Straßen. Da wurde so manche Jahresration an Klebrig-Süßem gesammelt.
"Ich habe eine ganze Tüte voll und ich finde alles lecker", prustet der fünfjährige Philipp zwischen zwei Kaubonbons hervor. Wie lange der Vorrat wohl hält? "Ich glaube, ganz viele Tage lang!"
Kritik: "Warum stehen hier eigentlich überall Autos an der Straße?", fragte sich ein Zuschauer angesichts voll beparkter Haltebuchten entlang der Zugstrecke in Barmen.
Kostüm: Besonders begehrt in diesem Jahr: Der geschlechterübergreifende Rollenwechsel. Da wurden Männer zu Marienkäfern oder sogar Nonnen. Jecke Frauen gingen als keulenschwingender Höhlenmensch oder als Cowboy mit passendem Drei-Tage-Bart.
Kamelle: Die flogen in diesem Jahr besonders weit. Da hatten auch diejenigen gut Lachen, die keinen Platz mehr in der ersten Reihe bekommen haben.