Theater im Klassenzimmer: Ganz nah dran am Publikum

Unterstützt von der WZ, machen die Bühnen Theater im Klassenzimmer.

<strong>Wuppertal. Herr Höller, Herr Lukas, wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, kommt der Berg zum Propheten. Gehen Sie in die Schulen, weil sie hoffen, dass die Jugendlichen anschließend auch den Weg ins Schauspielhaus finden?Markus Höller: Wir leben in einer Zeit, in der man nicht mehr davon ausgehen kann, dass Schüler ins Theater gehen. Wir gehen deshalb gern in die Schulen - um zu zeigen, welche Kraft Theater hat. Tatsache ist aber auch, dass wir mit dem Stück etwas verbinden: eine Aussage, einen Wunsch. Um welche Botschaft geht es?Höller: Das Stück hat ein offenes Ende. Man kann nicht sagen: Dieses oder jenes ist die Lösung. Es geht vielmehr darum, die Aufmerksamkeit auf das Thema "Gewalt unter Jugendlichen" zu lenken. Wir hoffen, dass die Produktion den Schülern hilft, sich in die Lage anderer versetzen zu können. Ausgrenzung oder Schikanen gehen dem einen näher als dem anderen. Manche nehmen es schwerer als ihre Klassenkameraden, fressen die Probleme in sich hinein. Auch wenn man selbst dafür vielleicht nicht anfällig ist, kann man durch das Stück eine neue Perspektive einnehmen. Dann soll die Produktion präventiv wirken?Höller: Ja, sie soll sensibilisieren. "Mobbing" (Anmerkung der Redaktion: Psychoterror) ist ein sehr aktuelles Thema in der Schule. Was heißt: jemanden ärgern? Und wo fängt "Mobbing" an? Ein wichtiger Punkt ist, dass nach dem eigentlichen Stück über genau solche Fragen diskutiert wird.Höller: Ja, im Anschluss wird reflektiert. Es geht darum, dass Schüler gemeinsam Strategien entwickeln. Das kann nur im Klassenverband geschehen. Die Mehrheit schweigt ja in aller Regel, weil sie Angst hat, selbst das nächste "Mobbing"-Opfer zu sein. Im Idealfall bringt das Stück die schweigende Mehrheit aus der Isolation heraus. Wie kann das gelingen?Björn Lukas: Indem Schüler und Lehrer einbezogen werden, Briefe, Zeugnisbemerkungen und Polizeiprotokolle vorlesen.

Höller: Denn "Escape" ist kein Vortrag, keine Schulstunde nur mit anderen Mitteln. Es ist - ganz klar - ein Theaterstück.

Höller: Als Schauspieler kann man sich da nicht verstecken. Wenn der Darsteller aussteigt, steigen die Schüler auch aus.

Lukas: Es war sehr interessant, die Schüler haben direkt und spontan auf die Handlung reagiert.

Sein bester Freund: Wer war Jan? Wovor hatte er Angst, wovon träumte er? Mit Bildern, Briefen und Musik versucht sein bester Freund (gespielt von Björn Lukas), ein Bild von Jan zu zeichnen, das Ungeheuerliche zu begreifen. Hätte Jans Selbstmord verhindert werden können?

Hintergrund: Die Wuppertaler Bühnen haben, unterstützt von der Westdeutschen Zeitung, ein Ein-Mann-Stück zum Thema "Gewalt an Schulen" produziert.

Kontakt: Weitere Informationen gibt es bei der Theaterpädagogin Miriam Rösch unter der Rufnummer 563-5159. Anmelden können sich alle weiterführenden Schulformen. Gedacht ist das Projekt für Schüler ab der siebten Klasse.