Serie Nostalgie im Café Nägele: Hier gibt’s Torten und klassischen Filterkaffee
Wuppertal · Das Café Nägele ist ein Traditionshaus. Von dieser Sorte gibt es nicht mehr viele.
„Einmal und immer wieder“ scheint das Motto der Gäste des Café Nägele am Otto-Hausmann-Ring zu sein. So wie Erika Herling, die zusammen mit ihrer Schwester Rosemarie Limberg aus Sprockhövel draußen im Garten sitzt und sich unter anderem den Filterkaffee schmecken lässt.
„Immer, wenn meine Schwester mich besucht, gehen wir hierhin, weil es uns im Nägele einfach so gut gefällt und so gut schmeckt“, erklärt die Wuppertalerin, und dass sich die übrigen Tische drinnen und draußen selbst zu früher Stunde schon füllen, unterstreicht die Beliebtheit des Traditions-Cafés, dessen Inhaber Harald Michaelis, gleichzeitig Innungsmeister für den Bereich Wuppertal, Solingen, Mettmann und Düsseldorf, den Hort bergischer Kaffeehaus-Kultur vor 15 Jahren übernommen hat.
„1989 habe ich mich selbständig gemacht, und damals hatte der Wuppertaler Innungsbereich 27 Mitglieder. Jetzt sind es nur noch drei“, so Michaelis, dem auch das Café Michaelis auf der Hochstraße und das Friedhofs-Café am Bredtchen gehören. „Schade, dass es so viele Cafés nicht mehr gibt. Das liegt aber zum Teil auch daran, dass die Inhaber keine Nachfolger finden konnten.
Michaelis zählt zwar schon 65 Jahre, doch er hat ein Ende seiner Tätigkeit noch nicht ins Auge gefasst. „Es macht einfach noch Spaß“, gesteht der Konditor, der selbst noch am Morgen in der Backstube steht, aber als Arbeitgeber von insgesamt 34 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (davon sieben „Azubis“) viel Schreibtischarbeit zu verrichten hat.
Sieben Auszubildende sprechen für nicht vorhandene Nachwuchssorgen. Was Michaelis auch bestätigt. „Für zwei Ausbildungsplätze kommen etwa 30 Bewerbungen“, verrät der Innungsmeister und weist auch darauf hin, dass dieser Zuspruch in der intensiven Ausbildung begründet ist. Die ist auch eins der Erfolgsgeheimnisse des Unternehmens: „Wir legen großen Wert auf Qualität. Und das betrifft nicht nur die Ausbildung, sondern auch die Rohstoffe, die den Grundstoff für unsere Torten und das Gebäck bilden.“
Die werden einmal im Café mit den gepolsterten Stühlen (nicht stylish, sondern gemütlich) serviert, aber auch außer Haus verkauft. „Foto- Torten oder Hochzeitstorten sind unsere Spezialität.“ Und hierbei erfreuen sich vornehmlich die Käsetorte, die schwäbische Apfeltorte oder die vom Meister selbst kreierte Pralinencremetorte großer Beliebtheit.
Und dass die bei Nägele oder den Schwesterbetrieben ausgebildeten Gesellinnen und Gesellen gern an Leistungswettbewerben teilnehmen und dabei im Vergleich mit den Kollegen vielfach die Nase vorn haben, dürfte auch einer der Gründe sein, weshalb Michaelis Cafés vor allem am Wochenende bestens gefüllt sind. „Da wird manchmal auch Trinkgeld für die Backstube abgegeben.“
Das Publikum ist jenseits der 30 Jahre. „Die Jüngeren bevorzugen die bei der Jugend angesagten Lokale und die derzeit angesagten Kaffee-Kreationen. Die gibt es selbstverständlich auch bei uns. Aber ich finde, dass Filterkaffee immer noch am besten schmeckt.“