Wuppertal „Nur ein Bruchteil der Katzen ist kastriert und registriert“

Nachgehakt Seit Juli gilt die Schutzverordnung – viele Halter wissen das allerdings nicht.

Wer seine Katze draußen frei laufen lassen will, muss sie registrieren und kastrieren lassen.

Foto: dpa/Ina Fassbender

Seit dem 3. Juli gilt in Wuppertal eine Katzenschutzverordnung – aber viele Katzenbesitzer wissen davon nichts. Veröffentlicht wurde sie nach Beschluss durch den Stadtrat am 5. Juni im Wuppertaler Amtsboten. Doch eine Pressemitteilung hat die Stadt dazu nicht herausgebracht und auch die Tierärzte nicht informiert. So haben die Vorgaben längst nicht alle Katzenfreunde erreicht.

Nach dieser neuen Verordnung müssen alle Freigängerkatzen „eindeutig und dauerhaft“ entweder durch einen Mikrochip oder durch eine Tätowierung gekennzeichnet und in ein zentrales Register eingetragen werden. Fortpflanzungsfähige Katzen dürfen nicht draußen herumlaufen. Freigänger müssen also kastriert werden. Wer diese Regeln nicht einhält, riskiert ein Bußgeld: Wird eine nicht gekennzeichnete oder nicht kastrierte Katze/Kater aufgegriffen, verhängt die Stadt eine Strafe. Sechsmal hat die Stadt bisher Bußgeldbescheide über jeweils 100 Euro verschickt – fünfmal wegen fehlender Kennzeichnung, einmal wegen fehlender Kastrierung. „Alle Verfahren sind aber eingestellt worden, weil der Grund weggefallen ist“, berichtet Jochen Baumann vom Ordnungsamt. Die Besitzer haben also ihre Katzen anschließend kastriert und gechipt.

Auch für Wohnungskatzen wird eine Registrierung empfohlen

„Sehr wenige von meinen Kunden wissen davon“, bestätigt Tierarzt Frank Tillwix. Besitzer von Freigängern spricht er darauf an, empfiehlt aber auch den Herrchen und Frauchen von reinen Wohnungskatzen eine Registrierung: „Es kommt gar nicht so selten vor, dass Katzen aus dem Fenster fallen. Dann sind sie völlig konfus, weil sie das nicht gewohnt sind, und laufen sehr weit.“ Mit Chip hingegen ließe sich der Besitzer des Tieres durch Tierärzte oder den Katzenschutzbund schnell finden und benachrichtigen. Ein Chip oder Transponder ist etwa so groß wie ein Reiskorn und wird den Tieren ohne Narkose einfach vom Tierarzt unter die Haut injiziert. Die Prozedur dauert zwei Minuten und kostet rund 40 bis 50 Euro.

2018 wurden 293 Katzen in Wuppertal aufgegriffen, im Jahr davor 203. Davon waren rund ein Drittel gechipt. Alle Katzen landen erst einmal beim Katzenschutzbund, der Fundtiere 14 Tage lang betreut. „Ich habe auch schon viele Besitzer über Facebook gefunden“, erzählt Anke Stein. „Leider ist nach wie vor nur ein Bruchteil der Fundkatzen kastriert, gechipt und registriert.“ Ihre Erfahrung: Manche Besitzer lassen nach dem Auffinden ihre Tiere sofort chipen und registrieren, andere ignorieren die Verordnung gänzlich. Findet sich kein Besitzer, wird das Tier kastriert, mit Chip versehen und geimpft und dann an einen neuen Menschen vermittelt.

Zusätzlich zu streunenden Hauskatzen gebe es eine fünfstellige Zahl wilder Katzen im Stadtgebiet. Sie wohnen in Fabrikruinen, Gärten oder auf Friedhöfen und werden oft genug von Anwohnern gefüttert. Doch insgesamt führen sie ein elendes Leben. Deshalb möchte die Stadt diese wilden Populationen jetzt durch Kastration der Tiere eindämmen. Der Katzenschutzbund kümmert sich um diese Operation und lässt die Wildkatzen anschließend wieder dort laufen, wo sie aufgefunden wurden. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz bezuschusst die Kastration, die jeweils 60 bis 100 Euro kostet.