Nur ein Wunsch zu Weihnachten: Freiheit

Denis Haziri (21) darf nach drei Jahren in der JVA Ronsdorf für die Feiertage zu Eltern und Tochter.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Drei Jahre kam für Denis Haziri (Name v.d. Redaktion geändert) an Heiligabend Bockwurst und Kartoffelsalat auf den Tisch. Das ist das traditionelle Festtagsessen in der Justizvollzugsanstalt Ronsdorf. „Dieses Jahr gibt es Rinderroulade“, sagt der Gefangene, wobei ihm die Vorfreude anzuhören ist. Der 21-Jährige wird nach drei Jahren erstmals wieder Weihnachten mit Eltern und Tochter verbringen können. Die Lockerung der Haft ist schon abgesegnet.

Seit 2014 erlebt Haziri Weihnachten hinter Gittern. Zum Antritt seiner fünfjährigen Haftstrafe zog er als Jugendlicher zunächst in eines der normalen Hafthäuser der Einrichtung ein und kam ein Jahr später in eine Wohngruppe mit sozialtherapeutischer Betreuung. Sie ist für junge Menschen gedacht, die wegen Gewalt- oder Sexualstraftaten verurteilt wurden.

Auf den ersten Blick könnte man die Etage mit einem karg eingerichteten Jugendhaus verwechseln. Wären da nicht die Gitter an den Fenstern. Es gibt einen Kicker, einen Computer und eine Sitzecke mit rotem Sofa. Nur ein Weihnachtsbaum und eine Krippe erinnern an die Weihnachtszeit.

Haziri hat beides mitgemacht: den normalen Vollzug und das Leben in der Wohngruppe. Er sagt: „Im Hafthaus war es zur Adventszeit viel kühler und nicht so gemütlich. Da gab es ein paar Kerzen auf dem Tisch. Das war’s.“ Das erste Weihnachten sei für ihn besonders schwer gewesen.

In der Wohngruppe wurde diese Zeit erträglicher. Wobei Hafttage — das wird bei Haziris Erzählungen klar — nie zu Festtagen werden. Der 24. Dezember verläuft unspektakulär: Um 8 Uhr wird gefrühstückt und bereits um 11 Uhr „aufgemacht“. Das bedeutet, dass die jungen Leute ihre Zellen verlassen dürfen, um gemeinsam ihre Freizeit zu verbringen. Manchmal werden in der Adventszeit Plätzchen gebacken. „Meistens schauen wir aber Filme“, sagt der 21-Jährige. „An diesen Tagen sind eigentlich alle viel glücklicher als sonst und haben Spaß“, berichtet Haziri. „Es gibt kurze Momente, da vergisst man, wo man ist.“ Umso niedergeschlagener sei man, wenn es um 18 Uhr zurück in die Zelle geht. Haziri habe dann immer an zu Hause gedacht, wo um diese Zeit gerade erst das gemeinsame Essen beginnt.

Einen echten Heiligabend mit Bescherung und Geschenken gibt es in der JVA nicht. Inzwischen ist es für Häftlinge nämlich ausnahmslos verboten, Pakete zu empfangen. Früher waren die Vorgaben nicht ganz so streng, doch die Erfahrung hat gezeigt, dass sich selbst in eingeschweißten Lebensmitteln Drogen oder Handys einschmuggeln lassen. Nun gibt es zu Weihnachten nur noch Briefe und Bilder.

Gefangene haben auch die Möglichkeit, eine Weihnachtsmesse zu besuchen. „Früher bin ich mit meiner Oma an Heiligabend immer in die Kirche gegangen“, sagt Haziri. „Aber hier tue ich mir das nicht mehr an.“ Im Gefängnis sei das Erlebnis nicht dasselbe. „Man merkt, dass die meisten Leute nur dahin gehen, weil es etwas zu essen gibt.“

In den vergangenen Jahren stimmte sich die Wohngruppe mit einer kleinen Weihnachtsfeier auf die Festtage ein. Es gab Grillfleisch, kandierte Äpfel und Churros. Die Zutaten bezahlten die Gefangenen selbst. „Da kam Stimmung wie auf dem Weihnachtsmarkt auf“, erinnert sich der 21-Jährige. In diesem Jahr fällt diese Belohnung aus. „Es gab in letzter Zeit zu viel Ärger in den Wohngruppen“, so Haziri.

Eigentlich müsste er für seine Tat, über die er nicht reden möchte, bis 2019 „sitzen“. Doch Haziri zeigt eine positive Persönlichkeitsentwicklung. Hinter Gittern machte er eine Ausbildung zum Tischler und könnte bald eine Stelle im Tiefbau antreten. Falls er frühzeitig freikäme. Das entscheidet sich nach einem Anhörungstermin in diesen Tagen. Läuft alles wie geplant, könnte der Häftling im Januar wieder nach Hause gehen. Denis Haziri sagt: „Das wäre für mich das größte Weihnachtsgeschenk.“