So festlich leuchtete das Sonnborner Kreuz
WZ-Fotograf Kurt Keil setzte 1981 die inzwischen abgebauten Lichtmasten an der A46 in Szene.
Schöne weihnachtliche Stimmungsbilder — die wollen wir den Leser immer wieder zeigen und schicken dafür unsere Fotografen los. Der langjährige WZ-Fotograf Kurt Keil kam 1981 auf eine ganz besondere Idee: Er ließ die Laternen am Sonnborner Kreuz weihnachtlich funkeln — eine Erinnerung an Zeiten, als am Sonnborner Kreuz noch Festbeleuchtung herrschte.
Bilder erzählen
Stadtgeschichte
Kurt Keil erzählt, dass die Kollegen ihn wie jedes Jahr fragten: „Haste dir mal Gedanken über ein Weihnachtsbild gemacht?“ Auf seine Nachfrage habe es nur geheißen: „Du machst das schon.“ Der einzige Tipp sei gewesen: „Es müssen ja nicht immer Kirchen sein. Mach doch mal was anderes, was das moderne Wuppertal zu Weihnachten widerspiegelt!“
Also zog er los. „Da kam mir plötzlich der Gedanke mit unserem neuen hell erleuchteten Sonnborner Kreuz mit viel Licht“, erzählt er. „Um den 52 Betonlichtmasten eine feierliche Stimmung zu geben, fotografierte ich mit einem Sternenfilter. Damals war das die technische Möglichkeit.“ Heute werde Weihnachtsstimmung stattdessen auf dem Bildschirm hergezaubert.
Nicht nur die Fototechnik hat sich seither verändert, auch die Beleuchtung des Sonnborner Kreuzes ist längst Geschichte. Als der Verkehrsknotenpunkt 1974 eröffnet wurde, war man stolz auf das Bauwerk — auch wenn zahlreiche Häuser, darunter die Kirche St. Remigius, verschwanden, 2000 Menschen umziehen mussten und der Stadtteil Sonnborn seitdem geteilt ist. Das Bauwerk galt damals als das größte innerstädtische Autobahnkreuz Europas.
Und anders als viele andere Autobahnkreuze erhielt es auch eine Beleuchtung: 52 Betonmasten, 30 bis 54 Meter hoch, trugen 656 sogenannte Natriumdampf-Strahler, die nicht nur die Autobahn, sondern auch noch die danebenliegenden Straßen erhellten.
Kurt Keil erinnert sich: „Schon kurz nach der Eröffnung gab es Beschwerden der Anwohner, die Beleuchtung sei zu hell, sie könnten nachts nicht schlafen.“ Weil auch deutlich wurde, dass so viel Licht gar nicht nötig ist, und man Strom sparen wollte, wurde bereits ein halbes Jahr nach Eröffnung jeder zweite Strahler ausgeschaltet. Viele in der Stadt waren überzeugt, dass die Lampen zu starker Nebelbildung führten.
Ab 1982 verzichtete man auf die Ausleuchtung der südlichen Teile des Kreuzes. Und 2010 testete man sieben Monate lang, wie das Kreuz ganz ohne Lampen funktioniert. Das Ergebnis: Es geht auch ohne. Es gab keine Unfälle, die durch die fehlende Beleuchtung ausgelöst wurden. Also blieb die Beleuchtung — Verkehrsdezernent Frank Meyer nannte sie damals ein „Fossil aus den 70er Jahren“— seither aus.
Damit spart die Stadt viel Geld, denn die Illumination hatte zuletzt 60 000 Euro im Jahr gekostet. Die Stromersparnis bedeutete 215 000 Kilogramm weniger CO2-Verbrauch. Anwohner schliefen besser, weil weniger Licht ins Schlafzimmer fiel. Es gab aber auch Stimmen, die das Abschalten bedauerten. Unter anderem war die Rede davon, dass die Beleuchtung zum Bauwerk gehört und zumindest bei besonderen Anlässen eingeschaltet werden sollte.
Es gab dann noch die Idee, Windräder an die Masten zu montieren. Aber man fürchtete unter anderem um die Konzentration der Autofahrer. Deshalb wurden die Masten vor knapp einem Jahr — im Januar 2017 endgültig abgebaut.