Wuppertal Öffentliches W-Lan: „Die Stadt hat Angst vor der Digitalisierung“

Verwaltung muss viel Kritik für ihre Bedenken gegen ein öffentliches W-Lan einstecken.

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Wuppertal. Die Stadt stellt ihre Pläne für öffentliches W-Lan erst einmal zurück — wegen rechtlicher Bedenken (die WZ berichtete). Eine Ankündigung, die für viel Kritik und Unverständnis sorgt. „Wir machen mit beim Projekt ,Online City‘, wollen den Einzelhandel stärken und haben auf der anderen Seite ein Offline-Rathaus‘“, ärgert sich Marcel Hafke (FDP), im Landtag für das Thema Digitalisierung zuständig. „Wer Angst vor der Digitalisierung hat, wird sie nicht gestalten können. Die Entscheidung der Stadtverwaltung ist für mich nicht nachvollziehbar.“ Laut Hafke schafften es viele Unternehmen, öffentliches W-Lan anzubieten. „Auch in anderen Städten wie Berlin gibt es meines Wissens ein Netz. Warum nicht hier.“ Rathaus und Bürgerbüro sollten auch in Wuppertal W-Lan bereitstellen.

Überrascht von der Ankündigung der Stadt war auch Thomas Kring (SPD), der im Stadtentwicklungsausschuss bereits öfter mit dem Thema zu tun hatte. „Ich habe das mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen.“ Auch die SPD wolle das W-Lan für die Bürger. „Deshalb werden wir jetzt noch einmal selbst eine juristische Expertise einholen“, kündigt er an. Wenn auch das zu dem Ergebnis komme, dass es ein Restrisiko gibt, „wird uns auch nichts anderes übrig bleiben“, so Kring. „Aber wir wollen das prüfen.“

Marc Schulz (Grüne) kritisiert die Stadt, die sich wieder hinter juristischen Befindlichkeiten verstecke. Seit zwei Jahren sei man keinen Schritt weiter gekommen. „Niemand kommt da so richtig zu Potte.“ Die Stadt habe den klaren Prüfauftrag erhalten, zu klären, ob W-Lan möglich ist. Jetzt lehne sie das ab, ohne aber Alternativen zu bieten. „Die Verwaltung könnte ja auch den Verein Freifunk entsprechend unterstützen, wenn sie schon selbst nichts macht.“

Die Freifunker um Ralf Glörfeld engagieren sich bereits seit längerem für ein öffentliches W-Lan-Netz. Gut 380 Router gibt es stadtweit, in die sich die Bürger einwählen können. Dass es für die Betreiber ein gewisses theoretisches Restrisiko gebe, räumt er ein. „Aber das hat man eigentlich bei allem, was man macht.“ Für den Verein ändere sich durch die Entscheidung der Stadt erst einmal nichts. Die öffentlichen Gebäude stehen als Standorte für die Router auch weiterhin zur Verfügung — betrieben allerdings von Freifunk. Da der Verein, der aus Ehrenamtlichen besteht, gerne mehr Standorte bestücken würde, soll jetzt mit der Verwaltung noch einmal Kontakt aufgenommen werden, so Glörfeld, wie sie Freifunk helfen könne. „Wir wollen eine Lösung finden.“