„Ökologisch, aber lustig“: Fortschrott spielt wieder im Tal
Ihre Protest-Attitüde machte die Musiker in den 70er und 80er Jahren berühmt. Kritisch sind sie immer noch, aber dabei lockerer.
Wuppertal. In den 70er und 80er Jahren war die aus der Straßenmusik heraus entstandene Wuppertaler Band „Fortschrott“ mit ihren bissigen gesellschaftskritischen Texten legendär. Breiter bekannt wurde sie, als die Musiker bei einem Live-Fernseh-Auftritt gegen die mangelnde Unterstützung der freien Szene durch die Stadt protestierten. Nach einer langen Pause formierte sich Fortschrott 2006 neu, trat aber selten auf. Jetzt gibt es ein neues Programm unter dem Titel „Nach wie vorlaut!“ und ein Konzert (siehe Kasten). Darüber sprach die WZ mit den Musikern.
Rudi Rhode in der Rückschau auf den legendären TV-Auftritt, bei dem Fortschrott gegen die mangelnde Unterstützung der Stadt für die freie Kulturszene wetterte.
Was erwartet die Zuhörer bei dem Konzert am 26. Februar?
Rudi Rhode: Viele neue Lieder — rund 50 Prozent davon sind im letzten halben Jahr entstanden. Uli Klan: Die Vorlagen kommen meist von Rudi, dann wird daran gebastelt. Manches funktioniert sofort, anderes wird komplett überarbeitet.
Worum geht es in den Liedern?
Klan: Wir haben viele ökologische Themen — aber lustig. Und auch allgemeine Themen wie Resignation, Träume und Hoffnung. Rhode: Tagespolitische Sachen machen wir gar nicht mehr. Klan: Aber viele alte Themen sind Dauerbrenner, die kann man jetzt wieder bringen — etwa Atomstrom.
Haben sich die Lieder musikalisch verändert?
Wolfgang Suchner: Wir sind jetzt bläserorientierter — ich spiele mehr Trompete und Tuba als Kistenbass, und André Enthöfer ist mit Saxofon und Klarinette dazugekommen. André Enthöfer: Als wir vor sechs Jahren angefangen haben, klang es wie vor 20 Jahren. Dann ist es in eine künstlerischere Ecke gegangen und jetzt ist es eine gute Mischung. Rhode: Früher haben wir alles auskomponiert — da konnten wir nur spielen, wenn alle sechs Musiker da waren. Deshalb mussten wir 90 Prozent aller Anfragen absagen, weil wir alle in so vielen anderen Projekten eingebunden sind. Jetzt haben wir ein neues Konzept, bei dem auch mal einer fehlen kann.
Wie denkt Ihr heute über euren abgebrochenen Live-Auftritt im Fernsehen?
Klan: Ästhetisch würde ich es heute anders machen — inhaltlich nicht. Rhode: Zu der damaligen Zeit war das richtig. Wir haben eine notwendige Diskussion angestoßen, aber eigentlich erreicht haben wir nichts. Die Stadt hat sich mit uns geschmückt, aber Geld haben wir fast keines von ihr bekommen. Klan: Aber heute hat sich die Szene gefunden und vernetzt.