Kino Talflimmern trotzt den Widrigkeiten
Elberfeld. · Das Team um Mark Tykwer kämpfte bei der Premiere gegen das Wetter und Krankheit.
Die Feuerwache füllt sich wieder. Zum Start von „Talflimmern“, der sommerlichen Kinoreihe im Hinterhof an der Gathe, gab es zwar gleich einen kleinen Dämpfer, eben weil ein Hinterhof nicht auf Bestellung sommerlich ist: Wegen des Wetters wurde das Konzert spontan nach innen verlegt. Doch ehe es zu „Breakfast at Tiffany‘s“ doch an die Luft ging, erlebte die Eröffnung im Gastraum das passende Flair.
„Stickig“ fand denn auch Mark Tykwer bei der Begrüßung die Situation, aber auch „dicht“. Tykwer, der die Reihe zusammen mit Mark Rieder organisiert, formulierte die doppelte Einschränkung des Abends mit einem abgewandelten Filmtitel: „Das Leben bleibt eine Baustelle.“ Denn außer der Witterung war noch eine Erkrankung der Schauspielerin Philippine Pachl zu vermelden, die eigentlich eingeplant war und nun absagen musste. Keineswegs als Baustelle, vielmehr als starker Beginn sollten dann aber „Kater“ daher kommen, die Band um Karlo Wentzel, die den Abend zum atmosphärischen Auftakt machte.
Das entspannte Spiel des Trios von Eigenkompositionen bis „Moon River“ erlaubte, sich im Saal etwas umzuschauen. Dafür mochte die Platzierung rund um Holztischchen sogar günstiger sein als auf den Plastikstuhlreihen, die treue Filmfans von draußen kannten. Wie es sich beim Talflimmern gehört: Ein Hof oder heute eben ein Raum ganz im Zeichen des Kinos. Die Klänge wirkten erzählerisch und ließen sofort an das Genre Film denken, selbst wem die Titel unbekannt waren. Das trug viel dazu bei, dass der Auftakt dennoch zum stimmigen Ereignis wurde.
Da mochten beim Lauschen schon einmal spielerisch die Blicke durch den Saal schweifen. Saß da etwa Brigitte Bardot am Tisch? Mochte solch ein Eindruck mehr der ganz filmischen Musik geschuldet sein, waren einige bekannte Gesichter der lokalen Kulturszene unzweifelhaft zu erkennen, etwa aus bildender Kunst oder Theater. Und DJ und Komponist Charles Petersohn folgte aufmerksam den jungen Musikern und ging sichtlich anerkennend mit. Generell ein interessiertes Publikum, Freundesrunden, jung gebliebene Paare. Ein kultivierter Kreis im entspannten Sinn, in froher Erwartung von sieben Wochen Kino im Freien.
Talflimmern ist eine Konstante
in der Kinoszene der Stadt
Dass die Aufführungen anders als das Konzert als Freiluftversion gelingen würden, war und bleibt ja ziemlich wahrscheinlich. In den 18 Jahren längst bewährt hatte sich der Umgang mit dem Wetter: Bei Regen können über den Hof mehrere Planen gezogen werden, und gegen Kälte setzt man auf Decken. Bewährt war sowieso das Konzept aus Filmen Richtung Programmkino plus ausgewählten Erfolgsstreifen. Soweit man bei einem Event von ein paar Wochen pro Jahr von einer Konstante sprechen kann, ist das Talflimmern gewiss eine Konstante des Kinolebens im Tal. In dieser Zeit gab es Betreiberwechsel beim „Cinema“, zeitweise „Cinetal“ in Barmen; das „Forum Maximum“, immer mit dem „Rex“ im Namen, schloss als Kleinkunstbühne und wurde wieder Kino. Dicht machen hingegen musste das „TAG“ ganz nah der Feuerwache: das „Theater an der Gathe“ in einem Obergeschoss, das über lange Treppen zu erklimmen war, skurril an einer Zahnarztpraxis vorbei. Freunde des Kinos schreckte das nicht ab - aber verlässlich dabei blieb die Freiluftvariante der „zwei Marks“ an der Feuerwache, und eine gewisse Robustheit gegenüber Wetterkapriolen blieb da Ehrensache.