Oper: Schmerzhafte Ansagen an die Sänger
Wollte Toshiyuki Kamioka nur noch mit Gastsängern arbeiten?
Wuppertal. Der designierte Opern-Chef Toshiyuki Kamioka wollte kein festes Opern-Ensemble. Die Fakten liegen auf dem Tisch: Wie Gesprächsprotokolle beweisen, die der WZ vorliegen, äußerte Kamioka in der Tat die Absicht, dass er mit Beginn seiner Intendanz — also ab der Spielzeit 2014/2015 — auf ein fest engagiertes Opern-Ensemble verzichten wollte.
Dies belegen Protokolle, die nach Gesprächen verfasst wurden, die Kamioka zusammen mit Vertretern der Geschäftsleitung Anfang Juli mit Ensemblemitgliedern der Wuppertaler Bühnen geführt hat.
Zur Erinnerung: Der öffentliche Aufschrei war laut, als im Juli durchsickerte, dass Kamioka, derzeit Chef der Sinfoniker und ab 2014 auch Chef der Oper, ausschließlich auf Gast-Künstler setzen wolle. Die überregionale Empörung war schon deshalb so groß, weil Wuppertal die erste deutsche Stadt dieser Größenordnung gewesen wäre, die sich vom Ensemblebetrieb verabschiedet hätte. Ein Dementi gab es nicht.
Im Gegenteil: Auf Nachfrage der WZ bestätigte Geschäftsführer Enno Schaarwächter, dass der 53-Jährige angekündigt habe, auf ein festes Ensemble zu verzichten. Dann die Kehrtwende: Nach einer Sondersitzung des Aufsichtsrats der Wuppertaler Bühnen und Sinfonieorchester GmbH, in der Kamioka Anfang September Rede und Antwort stehen musste, erklärten die Verantwortlichen plötzlich in einer offiziellen Pressemitteilung, dass es (nun doch) ein festes Ensemble geben solle.
Am Tag danach — im Kulturausschuss — hieß es, dass das Ganze „nur“ Irritationen und kommunikative Missverständnisse gewesen seien. Das Bekenntnis, ein neues Ensemble aufbauen zu wollen, sei kein Rückzieher, sondern eine Klarstellung.
Dies war einer Mitteilung zu entnehmen, in der Oberbürgermeister Peter Jung zitiert wurde, der Aufsichtsratsvorsitzender der Bühnen ist. Was stimmt nun? Wie die WZ aus gut unterrichteten Kreisen erfahren hat, hat Kamioka in den Nichtverlängerungsgesprächen den Ensemblemitgliedern nicht nur mitgeteilt, dass sich ihr Beschäftigungsverhältnis nicht verlängert. Er signalisierte auch, dass er, wie es in einem Protokoll vom 2. Juli wörtlich heißt, „einen neuen Weg als Intendant“ gehen wolle und momentan kein festes Ensemble plane. Wie die Niederschriften belegen, war die Verkündung kurz und für die Beteiligten schmerzhaft: Die Anhörungen dauerten in der Regel nur wenige Minuten.
Peter Jung sagte am Dienstag, dass er für diese Diskussion kein Verständnis habe. Es sei schon immer so gewesen, dass die Ensemblemitglieder nur befristete Verträge hätten und ein Teil der Sänger immer Gast-Sänger seien. „Das ist bei anderen Theatern nicht anders“, erklärte Jung.