Uraufführung Oper Wuppertal bringt "Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat" auf die Bühne

Wuppertal · Wolf Erlbruchs Werk ist für Kinder ab zwei Jahren gedacht. Aus wenigen Worten und zauberhaften Bildern entsteht ein Musiktheaterkosmos.

Ela Baumann und Hanna Naske (v.l.).

Foto: ANNA SCHWARTZ

Es gibt (natürlich) große braune Hügel, eine Toilette und es gibt eine grüne breite Schräge, die sich gut als Rutsche nutzen lässt. Außerdem eine „Unterwelt“, in der unter schicken Glasglocken braune Objekte unterschiedlicher Herkunft, Größe und Konsistenz aufbewahrt werden können. Wolf Erlbruchs berühmter kleiner Maulwurf, „der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“, verlässt Bilderbuch und Kinderzimmer und wandert auf die Bühne des Theaters am Engelsgarten. Wandelt sich auf dem Weg dahin in ein Musiktheaterstück für Menschen ab zwei Jahren, das am 20. Mai uraufgeführt wird. Der Autor ist eingeladen.

Eigentlich war Ela Baumann nach Wuppertal gekommen, um an der Produktion des „Sommernachtstraums“ mitzuwirken. Die aufwendige Community-Oper ging in der Corona-Pandemie unter. „Nur“ um eine Spielzeit verschoben werden musste die dritte Produktion der Reihe „Oper von Anfang an“, mit der Berthold Schneider Baumann ebenfalls betraute. Eine Aufgabe, die sie besonders reizt, weil sie sie selbst gestalten kann. Sie schrieb ein Libretto, gab die Komposition in die Hände von Elisabeth Naske, die schon so manches Musikstück für Kinder geschrieben und mit der Baumann auch schon des öfteren zusammengearbeitet hat. Beide eint die Leidenschaft, Musik- und Tanztheater für kleine Kinder zu machen.

Kinder nehmen Musik
ohne Hemmschwelle auf

Kleine Kinder nähmen Musik direkt auf, gerade zeitgenössische, ohne Vorprägung und Hemmschwelle, weiß Baumann. Der Sprachrhythmus funktioniere perfekt und noch besser, wenn er durch Musik, Bewegung, Körpersprache getragen werde. Musik, die im Fall der Maulwurf-Oper Naske schuf, eine „wunderbare Umsetzung der Inszenierung“, die jeder sofort verstehe, die Emotionen transportiere und den Dialog zwischen Gesang und Instrument ermöglicht“. Und die auch die kleinen Zuschauer immer wieder zum lautmalenden Mitmachen einlädt. Ein im besten Fall Riesenspaß und Türöffner, der den Kleinen verschiedene Kunstsparten und Darstellungsformen auf unterhaltsame Weise näherbringt und langfristig auch Zuschauer von morgen generieren kann.

Werner Holzwarths Text ist eine Herausforderung. Ist er doch so kurz, dass er in wenigen Minuten gelesen ist. Baumann aber braucht 35 Minuten. Also studierte sie die Erlbruch‘schen Bilder, aus denen man viel, auch die verschiedenen Emotionen des Maulwurfs, herauslesen könne, erzählt sie. Text, den sie nun sprechen, singen, instrumental und durch Bewegung ausdrücken lässt. Eingebunden in eine Rahmenhandlung, die Baumann entwirft. Der Maulwurf, verkörpert durch eine Sängerin (Mezzosopranistin Marie Iris Sojer vom Opernensemble), lebt in einem Garten, wo er täglich von einem Mädchen besucht wird. Das wird von einer Bratschistin (Sophie Rasmussen), also instrumental, dargestellt. Hinzu kommt ein Gärtner (Schauspieler Stefan Walz), der die verschiedenen Tiere darstellt.

Herausfordernd ist auch die Aufgabe für Bühnenbildnerin Hanna Naske: Sie muss Hinterlassenschaften herstellen, die verschieden und zugleich ästhetisch aussehen, klingen und fallen – vom Kuhfladen bis zum Ziegenköttel. Eine „amüsante Recherche“ sei das gewesen, bei der Buch und Fotos geholfen hätten: „Erlbruchs Bilder sind so schön, dass es fast schwierig war, sie als Vorlage in meine Bilderwelt umzusetzen“, erinnert Naske.

Und wie kommen die „Tierausscheidungen“ auf die Bühne? Indem der Gärtner aufs Klo geht, wo er sich in ein Tier verwandelt. Manchmal mittels Requisite (ob Karotte oder Grashalm) und stets durch Herunterlassen der Hose, wodurch eine für das jeweilige Tierfell stehende Unterhose freigelegt wird. Mit der Klospülung setzt er die entsprechend geformte Masse in Bewegung, die mittels eigens angefertigter Abwurfmaschine auf der Bühne landet. Der Maulwurf birgt den „Schatz“ und bewahrt ihn unter Glasglocken auf, legt sich so eine Sammlung zu.

Baumann: „Die Idee des Klos kam in der Konzeptionsphase auf, da der Klogang von Kindern in dem Alter gefeiert wird und noch nicht tabuisiert ist wie bei Erwachsenen.“ Weshalb Naske das Klo leicht erhöht wie einen Thron mit Treppenaufgang gestaltet. Ein tieferes pädagogisches Ziel wird damit aber nicht verbunden. Es geht eher darum, dass Kacke einerseits etwas Natürliches ist, andererseits aber auch stören kann. Und natürlich um einen riesigen Spaß für Klein und Groß.