Ottenbrucher Bahnhof: Ein Kleinod, das nach Sanierung verlangt

Die Deutsche Bahn möchte den denkmalgeschützten Ottenbrucher Bahnhof verkaufen.

Foto: Andreas Fischer

Elberfeld. Ein Bahnhof aus der Zeit des deutschen Kaiserreichs, ein Grundstück mit über 1000 Quadratmetern Fläche und ein „Logenplatz“ direkt an der Nordbahntrasse: Diese drei Eigenschaften kennzeichnen unter anderem den Ottenbrucher Bahnhof.

Wobei die Beschreibung gleichzeitig die Vor- wie die Nachteile vor Augen führt: Das denkmalgeschützte Gebäude ist in die Jahre gekommen und sanierungsbedürftig. Die Lage an der Nordbahntrasse kann allerdings gerade für Gastronomen oder Dienstleister aus dem Bereich Tourismus/Freizeitgestaltung hoch interessant sein. Insofern ist das Grundstück an der Funckstraße 94 auf jeden Fall ein Areal mit Potential.

Ob sich freilich jemand findet, der dieses Potential heben möchte, bleibt abzuwarten. Die Deutsche Bahn als Eigentümerin des Geländes unternimmt jetzt den Versuch, die Fläche zu verkaufen. Seit Mitte März bietet sie über das Bundeseisenbahnvermögen das Grundstück für 120 000 Euro zum Verkauf an. Wobei es sich bei dem Preis um eine „Verhandlungsbasis“ handelt, wie das Angebot (www.bev.bund.de) ausdrücklich aufführt. Die Offerte lässt mithin noch Raum für Verhandlungen — und bei denen geht der Preis im Zweifel eher nach unten.

Denn so schön die Lage auch ist, der 1879 erbaute Bahnhof muss dringend saniert werden. Zudem müssen bei den Erneuerungsarbeiten die Auflagen des Denkmalschutzes beachtet werden. Nicht alle Bereiche des Gebäudes können überdies derzeit genutzt werden, die Sanitär-Installation ist weitgehend veraltet, wie das Angebot der Bahn einräumt. Wer das Grundstück mitsamt dem Bahnhof kauft, muss also noch einmal etliche Euro in die Sanierung stecken.

Zudem ist das Grundstück mit seinen 1039 Quadratmetern für eine gastronomische Nutzung etwas eingeengt. Bis Ende Mai können bei der Bahn Angebote abgegeben werden. Wie groß bisher die Nachfrage ausfällt, wollte eine Mitarbeitern der Außenstelle Essen des Bundeseisenbahnvermögens der WZ nicht verraten. Unverkennbar genervt reagiert die Betreiberin der Kneipe im Ottenbrucher Bahnhof, Jette Müller, auf die Nachfrage, wie es mit ihrem Lokal weitergeht. Die Diskussion um den Verkauf des Geländes kenne sie seit langem, immer wieder müsse sie Anfragen beantworten, wie es weitergeht. Fest steht immerhin: Ihr Mietvertrag läuft derzeit noch. „Und ich habe auch nicht vor, hier auszuziehen!“, erklärt sie.

Bei der Wuppertal-Bewegung hofft man auf eine positive Lösung bei der Suche nach einem Käufer. Es wäre gerade für die Besucher der Nordbahntrasse sehr wichtig, das Gebäude als „gastronomische Einrichtung zu erhalten“, sagt Lutz Eßrich, stellvertretender Vorsitzender der Wuppertal-Bewegung. Gerade bei schönem Wetter könne der Bahnhof eine echte „Goldgrube“ sein. Gemeinsam mit dem Lions Club habe die Wuppertal-Bewegung zudem erst vor Kurzem das Umfeld des Bahnhofs verschönert. In das Gebäude selbst könne der Verein allerdings nicht investieren.