Mein erstes Mal: Fahrraddraisine Per Fahrraddraisine entlang der Wupper
WZ-Mitarbeiterin Patricia Friedek probiert das besondere Verkehrsmittel aus.
Beyenburg. Strahlender Sonnenschein, Natur pur und milde 14 Grad — kaum besser hätte es kommen können für meine erste Draisinenfahrt. Als ich am Bahnhof Dahlhausen in Radevormwald ankomme, ist es sehr ruhig. Lediglich ein paar Wagons stehen an den Gleisen, ein paar Vereinsmitglieder von Wuppertrail und Wupperschiene werkeln am Bahnhof herum.
Ich treffe Armin Barg, den Vorstandsvorsitzenden von Wuppertrail und Vorstandsmitglied bei Wupperschiene, den beiden Vereinen, die die Draisinenfahrten organisieren. Von ihm erfahre ich, dass die Draisinen gerade noch in Richtung Wilhelmstal unterwegs sind. Sobald sie den Bahnhof Dahlhausen wieder passieren, können wir aufsteigen. „Die Draisinenfahrten sind etwas ganz Sportliches und es ist die ideale Art, Teile der Wupperlandschaft kennen zu lernen“, schwärmt Armin Barg.
Es gibt Draisinen mit vier oder fünf Plätzen, dabei darf der eine Teil der Personen kräftig strampeln und der andere kann sich ausruhen. Auch während der Fahrt können die Fahrer wechseln.
Endlich ist es so weit: Ich höre ein Rollen auf den Schienen, eine Gruppe von etwa dreißig Leuten kommt auf uns zu gefahren. Armin Barg nimmt mich mit auf die letzte Draisine. Es ist eine mit fünf Plätzen. Gefahren werden wir von drei Personen, die darüber nachdenken, einen Minijob bei Wuppertrail anzunehmen. Die personelle Lage ist nämlich aktuell eher dürftig — außer dem Chefbegleiter Thorsten Kaja gibt es nur zwei weitere Begleiter, die ab und zu einspringen. Marvin Kempf fährt erst zum zweiten Mal mit, ist aber interessiert an dem Job. „Der Verein hat viel Geschichte, das finde ich toll. Außerdem hat man viel mit Leuten zu tun“, sagt er.
Wir fahren los, wupperabwärts. Es ist sehr laut auf der Draisine, ich habe Schwierigkeiten, Armin Barg zu verstehen. Und bereits am Ende des Bahnhofs Dahlhausen machen wir einen ersten Stopp: Die Weichensperre muss ausgebaut werden, damit wir durchfahren können. Sie ist dazu da, Wagons aufzuhalten, falls diese sich am Bahnhof selbstständig machen sollten.
Einer der Fahrer von der Draisine, auf der ich mitfahre, steigt ab, um zu helfen: Swen Schmidt fährt seit 2009 regelmäßig bei den Draisinenfahrten mit und ist daher erfahren. Da kommt auch schon der erste Bahnübergang. Thorsten Kaja muss dafür absteigen, um sich mit seiner Fahne quer an den Übergang zu stellen. „Wir haben den Vorrang, Draisinen gelten als Eisenbahn“, erklärt Armin Barg.
Wir fahren durch den Wald, unten fließt die Wupper. Es ist sehr idyllisch, die Natur scheint nahezu unberührt. Vor Dahlerau werden wir richtig flott, es geht bergab. Etwa 25 Kilometer pro Stunde haben die Draisinen jetzt drauf. Das ist das Stück, das auf dem Rückweg bergauf für die Draisinenfahrer besonders anstrengend wird. Wir fahren über eine alte, denkmalgeschützte Steinbrücke und halten wieder. Thorsten Kaja erzählt etwas über die Textilstadt Wülfing. Ohne diese hätte es die Bahnstrecke nicht gegeben, betont er. Von den Schienen aus kann man auch das Wülfing Museum sehen.
Dann geht es weiter in Richtung Beyenburg. Vom Bahnhof Dahlhausen bis nach Beyenburg sind es etwa sechs Kilometer. Wir brauchen für diese Strecke circa 20 Minuten. In Beyenburg wartet dann ein weiterer Höhepunkt: Das wenden der Draisinen. Das geschieht ganz manuell.
Thorsten Kaja hat ein Hilfsmittel, aber Swen Schmidt macht das komplett alleine und mit bloßen Händen. Auch ich habe anschließend die Gelegenheit, ein paar Meter auf der Draisine zu fahren. Es fühlt sich an wie ein Fahrrad, nur Lenken muss man nicht. In Beyenburg am Kriegermal ist die Fahrt für mich zu Ende — der Rest der Gruppe gönnt sich eine Pause in der Eisdiele, bevor es an den anstrengenden Teil geht, nämlich das aufwärtsfahren der Strecke.