Pekip kommt aus dem Tal
1973 wurde das Programm in Barmen erstmals angeboten.
Wuppertal. Das „Prager Eltern-Kind-Programm“ (Pekip) ist für viele Mütter und Väter das Synonym für frühkindliche Förderung in einer Gruppe. Was aber die wenigsten wissen: Pekip wurde in den 1970er Jahren von einem Wuppertaler Ehepaar entwickelt. Der erste offizielle Kurs fand dann auch — nach einer Pilotphase in Essen — 1973 in Wuppertal statt.
Dass der 1200 Mitglieder zählende Pekip-Verein, der unter anderem die Kursleiterinnen ausbildet, seinen Hauptsitz jetzt in Unterbarmen hat, liegt an der zukünftigen Geschäftsführerin Anna Staab. Sie ist die Tochter der Pekip-Erfinder Christa und Hans Ruppelt und wohnt in Wuppertal.
„Meine Mutter war Diplom-Psychologin und traf Anfang der 70er Jahre bei einem Kongress den Kollegen Jaroslav Koch aus Prag. Der hat Bewegungsangebote schon für Säuglinge angeboten“, berichtet Anna Staab. Die so geförderten Babys seien freundlicher gewesen, schliefen besser und seien motorisch fitter als ihre Altersgenossen.
An diese Erfahrungen knüpften Christa Ruppelt und ihr Mann Hans, Professor für Sozialwissenschaften an der Wuppertaler Universität, an und entwickelten daraus das Prager Elter-Kind-Programm. Damals wie heute ging es um drei Bausteine: Bindungsaufbau zwischen Eltern und Kind, Bewegungsentwicklung und Kind-Kind-Kontakte. „Mein Vater hat dann an der Uni dazu geforscht, wie sich der frühe Kind-Kind-Kontakt auswirkt und dafür viel Kritik geerntet“, weiß Anna Staab.
Sie selbst kam erst 1980 zur Welt, als die Pekip-Kurse schon ihren Erfolgszug angetreten hatten. „Am Anfang waren es hauptsächlich Studentinnen, die die Kurse besuchten, weil meine Mutter an der Fachhochschule Bochum unterrichtet und Pekip dort als Fortbildung angeboten hat“, sagt Anna Staab. In den 1990ern sei die Pekip-Hochphase gewesen.
Seitdem wurden rund 7000 Kursleiterinnen ausgebildet, von denen 2600 derzeit überall auf der Welt aktiv sind. Die Nachfrage nach Pekip-Kursen ist groß. 56 000 Familien werden pro Woche angeleitet. Doch dafür braucht es zertifizierte Gruppenleitungen: „Wir haben Anfragen aus aller Welt, können aber momentan nur im deutschsprachigen Raum ausbilden“, räumt Anna Staab ein. Dass trotzdem in USA und China Pekip angeboten würde, läge an Kursleiterinnen, die dorthin ausgewandert seien.
Etwa 200 neue Pekip-Expertinnen bildet der Verein jedes Jahr aus. Ein Ausbildungsort ist die evangelische Familienbildungsstätte (eFaBi) in Wuppertal. Dort schlossen in diesem Jahr wieder 15 pädagogische Fachkräfte die Fortbildung ab. „Drei davon sind jetzt in Wuppertal im Einsatz“, freut sich Gudrun Winkels-Haupt von eFaBi. Im Frühjahr 2017 startet der nächste Lehrgang. jnw
pekip.de