Peter Vaupel vor dem Ruhestand: „Jetzt muss ich mich bremsen“

Was macht einer, der in seinem Berufsleben Milliarden bewegte, wenn er seine Bürotür zum letzten Mal geschlossen hat? Was macht Peter Vaupel mit Zeit im Überfluss?

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Mit ein bisschen Glück sowie dem Geschick von Freunden und Wegbegleitern wird dieser Donnerstag ein guter Tag für Peter Vaupel, ein Tag, an dem es leichter fällt, Abschied zu nehmen. „Ich bin seit sieben Wochen auf Tour. Das ist echt schwer. Manchmal fließen bei Mitarbeitern sogar Tränen“, erzählt der Vorstandsvorsitzende der Wuppertaler Sparkasse. Und wie er es sagt, gehen solche Szenen auch an ihm selbst nicht spurlos vorbei. Es muss einige davon gegeben haben. Der Chef hat jedem seiner 1450 Mitarbeiter in den 34 Filialen persönlich auf Wiedersehen gesagt.

Heute, an seinem letzten Arbeitstag, wird er mit einigen Hundert Gästen in der Glashalle am Islandufer vielleicht ein bisschen Rückblick halten, wahrscheinlich aber mehr Ausblick. Schließlich ist Vaupel kein Trauerkloß. Außerdem hat er noch einiges zu tun. 26 Ehrenämter und die Johannisbeersträucher im Garten in Ronsdorf warten auf ihn. „Meine Frau hat gesagt, an den Sträuchern kannst Du nix falsch machen.“

Also Garten statt Geschäftsführungsetage? Eher nicht. Peter Vaupel hat keinen grünen Daumen. Er weiß das, und Ehefrau Iris ist erleichtert, dass er es weiß. Ein bisschen Sport soll es stattdessen sein, davor in Ruhe frühstücken mit der Lektüre mehrerer Tageszeitungen, von Zeit zu Zeit den Hund durch Ronsdorf führen, wo die Vaupels seit 22 Jahren gern leben. „Aber ich finde immer Ecken, in denen ich noch nie war.“

Es gibt also zu tun für den Ruheständler, der heute 65 Jahre alt wird. Ob es genug ist, weiß er noch nicht. „Ich habe mir ein Büro eingerichtet mit allem technischen Gerät, von dem ich das meiste noch nicht beherrsche.“ Er sei immer mindestens Tempo 100 gefahren, sagt Vaupel. Wenn die Sparkasse rief, war er da. Selbst als er dafür zum Leidwesen, aber auch mit Einverständnis seiner Frau eine Taufe früher verlassen musste. „Jetzt muss ich mich bremsen.“

Ganz so einfach wird das nicht. Da macht Vaupel sich nach all den Jahren in der Chefetage, nach zahllosen Wochen mit ebenso zahllosen Abendterminen nichts vor. Auch Stress ist eine Frage der Gewohnheit. Manch einer braucht ihn sogar.

Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass Vaupel so vielen Ehrenämtern nachgeht. Ein anderer ist, dass der wichtigste Mann in der Wuppertaler Finanzwirtschaft die Bodenhaftung nie verlieren wollte. Er hilft der großen Kultur, unterstützt Orchester, Schauspiel und Tanztheater, wo immer es geht. Er ist aber auch da, wenn scheinbar unbedeutende Gruppen seine Ratschläge benötigen. „Wir decken in der Sparkasse doch auch die ganze Bandbreite der Gesellschaft ab. Wir haben wohlhabende Kunden und solche, die nicht viel Geld haben. Und alle müssen mit höchster Qualität bedient werden“, sagt Vaupel. Er habe die Führungskräfte in seiner Sparkasse immer gefragt, wo sie sich denn ehrenamtlich engagieren. Mindestens drei Vereine, findet er, sollten es schon sein.

Peter Vaupel wird nicht aus dem öffentlichen Leben seiner Stadt verschwinden. Er ist nach eigenem Bekunden von ganzem Herzen Großvater, aber nicht der Typ Opa, der jeden zweiten Tag mit den Enkeln durch den Wuppertaler Zoo läuft. Er ist witzig und nahbar, aber keiner, der sich in die Eckkneipe setzt, um mit flüchtigen Bekannten über Gott und die Welt zu plaudern.

Vaupel liebt es, Dinge zu bewegen. Wuppertal zum Beispiel. Deshalb hat er sich mit Rat und Tat für die Junior Uni eingesetzt. Darum war und ist es ihm ein Anliegen, Wuppertal mit der Universität auf dem Grifflenberg zu verbinden. Dieses zunehmend erfolgreiche Engagement brachte ihm, dem Nicht-Akademiker, die Ehrendoktorwürde der Uni ein. Vaupel trägt den Titel gern, vielleicht ein wenig aus Eitelkeit, auf jeden Fall aber, weil er sehr stolz darauf ist, so ausgezeichnet worden zu sein.

Heute verlässt ein mächtiger Wuppertaler eine machtvolle Kommandobrücke.