Pina-Bausch-Platz an der Kluse: Noch scheitert der Plan am Geld
Voraussichtlich 35 bis 40 Millionen Euro würde die Sanierung kosten. Ein Tanzzentrum wäre eine Option.
Wuppertal. Nicht nur an Jahrestagen wird es von Amtsträgern gerne betont: Pina Bausch habe den guten Ruf und den Namen Wuppertals in alle Welt getragen. Ihr eigener Name hingegen ist im Stadtbild nach wie vor nicht präsent: Auch fast vier Jahre nach dem plötzlichen Tod der Tanz-Ikone ist nicht klar, ob und wann in Wuppertal ein Platz, eine Straße oder gar ein Tanz-Zentrum nach der Ausnahmekünstlerin (1940-2009) benannt werden könnte.
Klar ist zumindest eines: Die Pina-Bausch-Stiftung favorisiert die Fläche vor dem Schauspielhaus. „Es wäre der schönste Ort — weil Pina dort ihre Heimat hatte“, sagt Geschäftsführerin Nataly Walter auf WZ-Nachfrage. Das große „Aber“ kommt jedoch im selben Atemzug: So lange nicht definitiv feststehe, was auf lange Sicht aus dem Schauspielhaus werde, sei man zögerlich im Hinblick auf Äußerungen, die eine mögliche Namensgebung betreffen.
„Ich fände nichts trauriger, als wenn der Platz vor dem Schauspielhaus Pina-Bausch-Platz hieße, das Haus dahinter aber nichts mehr mit Pina zu tun hätte“, erklärt Nataly Walter, die sich zusammen mit ihrem Mann Salomon Bausch — der Sohn der Star-Choreographin ist Vorstand der gleichnamigen Stiftung — mit viel Hochdruck und Leidenschaft dafür engagiert, das Erbe der „Grande Dame“ der modernen Tanzszene lebendig zu halten.
„Es wäre sinnvoll und vernünftig, Pina Bausch an einem Ort zu würdigen, der auch mit ihrem Werk zu tun hat“, betont Kulturdezernent Matthias Nocke. Auch für ihn ist die Frage, welche Straße oder welcher Platz am geeignetsten sein könnte, in erster Linie mit der Zukunft des Schauspielhauses an der Kluse verbunden.
Am 26. Juni sollen im Kulturausschuss zwei mögliche Konzepte vorgestellt werden: Aus dem dringend sanierungsbedürftigen Schauspielhaus, das die Wuppertaler Bühnen bis zum Sommer noch per Ausnahmegenehmigung als kleine Spielstätte nützen können, das danach jedoch seine Pforten schließt, könnte ein internationales Tanzzentrum werden. Zur Diskussion steht auch, die Fläche an der Kluse zum neuen Standort des Von der Heydt-Museums zu küren. „Beides muss aber erst einmal finanziert werden“, stellt Nocke klar.
Wie aus seriöser Quelle zu hören ist, wird inzwischen mit Sanierungskosten von mindestens 35 bis 40 Millionen Euro gerechnet. Die Finanzierungsfrage ist demnach noch genauso offen wie die Frage nach einer namentlichen Würdigung der Tanz-Revolutionärin, die zwar in Solingen geboren wurde, ihren späteren Siegeszug mit dem Tanztheater jedoch von Wuppertal aus startete.
„Es gibt in der Stadt ganz offensichtlich den Wunsch, den Platz vor dem Schauspielhaus nach Pina Bausch zu benennen“, sagt Nocke. „Es gibt allerdings viele Möglichkeiten. In Frage kommt auch der Platz vor dem Opernhaus.“ Zunächst müsse entschieden werden, welche Nachfolgenutzung im Schauspielhaus realisierbar sei. Konkret gesagt: welches Modell finanzierbar ist. „Und es wird darauf ankommen, wo im Stadtgebiet das Pina-Bausch-Archiv seinen Standort hat.“
Womit der Ball wieder zur Stiftung zurückgespielt wird. Dort wird nach wie vor gehofft, dass aus dem Schauspielhaus ein Tanzzentrum wird, in dem dann auch das Archiv, das derzeit aufgebaut wird, eine Heimat finden könnte. Zwar suche man auch einen alternativen Standort, falls dieser Traum platze, die Präferenz ist aber eindeutig — wie auch das Bekenntnis zum Standort Wuppertal.
Wie Nataly Walter erklärt, soll ein Teil des Archivs zwar online abrufbar sein, zugleich soll es aber einen realen Ort geben, „an dem Interessierte mit allen Sinnen“ forschen können. „Die Idee ist, es international zu vernetzen. Es wird aber auf jeden Fall auch einen konkreten Archiv-Ort in Wuppertal geben, an dem man Programmhefte oder Fotos sehen kann. Wir haben schon viele Anfragen von Studierenden, Forschern und anderen Compagnien.“
Wo auch immer das Archiv am Ende zu finden sein werde — ein Platz oder eine Straße, die Interessierten den Weg weist und den Namen von Pina Bausch trägt, „wäre toll“.