Wuppertal Polizeioberrätin Tanja Veljovic: „Viele Leute müssen einfach gelassener werden“
Tanja Veljovic ist bei der Polizeidirektion Wuppertal für das Thema Verkehr zuständig.
Wuppertal. Polizeioberrätin Tanja Veljovic leitet als Nachfolgerin von Stefan Kronenberg seit 1. September die Direktion Verkehr mit rund 120 Beamten im Bergischen Städtedreieck. Im Interview spricht die 41-Jährige unter anderem über die speziellen Herausforderungen Wuppertals, das Thema Fahrradstadt und autonomes Fahren in naher Zukunft.
Sie wohnen seit ein paar Jahren in Wuppertal. Ist die Verkehrssituation in der Stadt — wie viele Autofahrer klagen — auch aus Ihrer Sicht immer schlechter geworden im Laufe der Zeit?
Tanja Veljovic: Nein. Natürlich habe ich mich persönlich auch über die Sperrung zum Beispiel der Brücke Brändströmstraße geärgert, weil das auch für mich privat Umwege bedeutet. Aber nur vier Wochen lang. Man gewöhnt sich daran. Das gleiche gilt für den Döppersberg und die Sperrung der B 7.
Die soll im kommenden Jahr aufgehoben werden. Macht dann auch die Polizei drei Kreuze?
Veljovic: (lacht) Die Wiedereröffnung wird nicht das große Event für uns. Auch bei der B 7 gilt: Die Leute haben sich daran gewöhnt. Das hat sich eingependelt. Das erste halbe Jahr war aus unserer Sicht hart, viele Leute sind falsch gefahren, auch mal verkehrt in die Einbahnstraßen. Aber jetzt hat sich das wirklich normalisiert. Nur für Leute, die alle fünf Jahre mal nach Wuppertal kommen, ist das mit der Umleitung noch schwierig.
Sie sprechen von „gewöhnt“, viele Leute sagen auch, man hat sich damit abgefunden, was ja eher negativ klingt.
Veljovic: Das stimmt. Aber solche Arbeiten muss man in Kauf nehmen, damit etwas auch besser wird. Wenn der Döppersberg fertig ist, ist das kein Thema mehr. Wobei ich persönlich bei den Staus auf der A 46 auch manchmal weinen könnte.
Gerade viele Radler wünschen sich, dass Wuppertal noch mehr zur Fahrradstadt wird. Aus Ihrer beruflichen Sicht: Ist das überhaupt möglich oder scheitert das auch einfach an den geographischen Gegebenheiten?
Veljovic: Der Begriff „Fahrradstadt“ ist vielleicht etwas schwierig, gerade wegen der Tallage. Aber Wuppertal sollte eine Stadt werden, die sich noch mehr mit dem Thema Radverkehr auseinandersetzt.
Ein Projekt dabei ist die Öffnung der Einbahnstraßen für den gegenläufigen Radverkehr. Wie sind da Ihre Erfahrungen?
Veljovic: Sehr gut. Wobei man merkt, dass Autofahrer an Fahrradfahrer noch nicht so gewöhnt sind wie vielleicht in anderen Städten. Das ist zum Beispiel in Münster oder am Niederrhein ganz anders. Aber in Wuppertal sind Fahrräder auf dem Vormarsch, auch gerade durch das Thema Pedelecs.
Die Polizei hat auch Fahrräder und Pedelecs im Einsatz. Ein Erfolgsmodell?
Veljovic: In der City auf jeden Fall und auch auf der Trasse. Die Kollegen sind auf dem Rad viel flexibler und wendiger.
Für Wuppertal, Remscheid, und Solingen gibt es aber genau zwei Pedelecs.
Veljovic: Mehr wären natürlich immer toll. Aber man muss auch fragen: Was ist Pflicht und was ist Kür.
Wie ist aus Sicht der Polizei die Situation auf der Nordbahntrasse, was das Miteinander von Fahrradfahrern und Fußgängern angeht?
Veljovic: Alles wollen die Trasse nutzen — und alle regen sich auf, wenn alle es auch tun. Aber: Es gibt keine Unfallhäufung dort, auch wenn so etwas oft behauptet wird. Ich muss aber einräumen, dass es mit Sicherheit eine Dunkelziffer gibt: Unfälle, bei denen die Beteiligten das unter einander regeln.
Sie wohnen in Barmen. Sind Sie selbst auf der Trasse unterwegs?
Veljovic: Sehr gerne. Ich mag die Atmosphäre dort. Wobei es an den Wochenenden, gerade auf dem Stück zwischen Barmen und Elberfeld schon sehr voll werden kann. Mit Kindern, die gerade mit dem Fahrradfahren angefangen haben, sollte man das besser meiden. Zum Thema Miteinander: Viele Leute müssen einfach gelassener werden auf der Trasse. Das gilt für das Gesamtthema Straßenverkehr.
Delphi & Co.: Was bedeutet das autonome Fahren für die Zukunft?
Veljovic: Das ist absolutes Neuland für uns. Und obwohl eine Teststrecke ja in Wuppertal liegen wird, waren wir als Wuppertaler Behörde bislang noch gar nicht involviert. Es gibt jetzt aber Kontakte. Ich persönlich finde das sehr spannend. Aus meiner Sicht funktioniert das ja nur, wenn möglichst viele dieser Autos fahren. Und es gibt noch einige rechtliche Fragen zu klären. Wer haftet zum Beispiel bei einem Unfall? Deshalb hoffe ich, dass die Polizei da noch ins Boot geholt wird.