Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher: „Polizei steht stärker im Fokus“

Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher sieht sich für die neue Aufgabe als Regierungspräsidentin gut gewappnet.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher (CDU) wird die Nachfolge von Anne Lütkes (Grüne) als Regierungspräsidentin antreten. Die WZ sprach mit ihr über ihre künftigen Aufgaben und ihre Zeit im Bergischen Land.

Wie wird man eigentlich Regierungspräsidentin? Wer hat sie angerufen und gefragt, Herr Laschet persönlich?

Birgitta Radermacher: Nein, in diesem Fall kam der Anruf von NRW-Innenminister Herbert Reul. Ich habe ganz tief Luft geholt und ihm dann zugesagt.

Welche Erfahrungen und Erkenntnisse aus Ihrer Wuppertaler Zeit werden Ihnen im neuen Amt zugute kommen? Wie stellen Sie sich auf die Führungsaufgaben im neuen Aufgabengebiet ein?

Radermacher: Die Erfahrungen aus meiner Zeit als Polizeipräsidenten werden mir sehr zugute kommen, obwohl ich als Regierungspräsidentin mit den Themenbereichen Polizei und Justiz nichts mehr direkt zu tun haben werde. Doch wie im Polizeipräsidium gibt es dort eine Pressestelle und einzelne Fachabteilungen, in denen Menschen mit verschiedenen Aufgabenbereichen arbeiten. Die Fachbereiche heißen nicht mehr Kripo, Schutzpolizei oder Verkehrspolizei, sondern Schule oder Umwelt. Von der personellen Besetzung her gibt es keinen großen Unterschied zwischen den beiden Behörden. Die Kreispolizeibehörde hat 1800 Mitarbeiter, das Regierungspräsidium rund 2000. Die 30 000 Lehrer sind mir ja nur mittelbar unterstellt.

Welche Rolle wird die Politik in Ihrer künftigen Funktion spielen?

Radermacher: Die Politik hat auch schon in der Polizeiarbeit eine wichtige Rolle gespielt. Ein Beispiel ist der Blitzmarathon, der von der Politik ausgegangen ist. In der Auseinandersetzung mit dem Islamismus und Salafismus ging es in den Diskussionen um das Demonstrationsrecht. Eine meiner Aufgabe wird es sein, die Haushalte von fünf Landkreisen und zehn Oberbürgermeistern (kreisfreie Städte, d. Red.) zu prüfen. Ob ein Haushalt verfassungskonform ist, hängt aber nicht von der Parteipolitik ab.

Als Leiterin der Kommunalen Aufsichtsbehörde werden Sie unter anderem auch über die Wuppertaler Haushaltspolitik wachen. Sie kennen die Stärken und Schwächen der Stadt und die handelnden Personen. Ist das ein Vor- oder eher ein Nachteil für Wuppertal?

Rademacher: Wuppertal, Remscheid und Solingen liegen mir besonders am Herzen, aber ich kann die drei Städte natürlich nicht bevorzugen. Das gilt selbstverständlich auch für den Haushalt.

Wie hat sich die Polizeibehörde während Ihre Amtszeit verändert? Was sind die wesentlichen Entwicklungen?

Radermacher: Es gibt eine sehr viel stärkere Anteilnahme der Öffentlichkeit an der Polizeiarbeit, was durch die neuen Medien bedingt ist. Jeder kann heute Fotos und Videos machen und ins Netz stellen. Der Satz: Bilder lügen nicht, gilt schon lange nicht mehr. Die Polizeibeamten stehen viel stärker im Fokus.

Was waren die einschneidenden Erlebnisse, was waren die schwierigsten Aufgaben als Polizeipräsidentin?

Radermacher: Es war sehr schwierig, den Menschen in Wuppertal zu vermitteln, warum das Demonstrationsrecht auch für die Pegida-Demo gegen die Salafisten gegolten hat, die eine ganze Stadt lahmlegte. Bei der Demo von Pro NRW gegen den Bau großer Moscheen auf der Gathe habe ich vorher gerichtlich versucht, das Zeigen von Mohamed-Karikaturen zu verbieten. Ohne Erfolg, denn das Gericht hat geurteilt, dass Provokationen Bestandteil von Demonstrationen sind. Das war sehr ärgerlich, aber beide Demonstrationen sind ohne Zwischenfälle geblieben. In positiver Erinnerung ist mir die Beschlagnahmung von Waffen der Reichsbürger geblieben oder die Rückgabe von wertvollen Reliquien an die Kirche.

Müssen sich die Wuppertaler Sorgen machen, wenn Sie eine Kölnerin nach Düsseldorf abgeben?

Radermacher: Ich bin die Nachfolgerin von Anne Lütkes, die ebenfalls eine Kölnerin ist. Von daher hat sie mit den Veranstaltungen zu Altweiberfastnacht im Lichthof des Regierungspräsidiums den Grundstein schon gelegt. Ich bin mir aber sicher, dass ich noch einen Beitrag zur Völkerverständigung leisten kann.